Frankreichs EM-Star

Die verrückte Welt des Paul Pogba

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Extrovertiert, hochbegabt, familienbezogen - so tickt Frankreich-Juwel Paul Pogba.

Elegant wirken seine Bewegungen nicht immer. Paul Pogba misst 1,91 Meter, ist dünn und schlaksig. Da fällt es schwer, die Geschmeidigkeit eines Lionel Messi an den Tag zu legen. Und dennoch hat Pogba mit Barcelonas "Zauberfloh" einiges gemein: Beide sind trickreich. Sie sind flink auf den Beinen und können mit ihnen Gegner erlegen.

+++ Frankreich will gegen Portugal den Hattrick +++

"Wenn Paul so weitermacht, wird er einer der Größten", hatte Zinedine Zidane gesagt. Er muss es wissen: Der frühere Mittelfeldregisseur gewann alles, was der Weltfußball hergab. Seinen Höhepunkt erlebte Zidane 1998, als er Frankreich bei der Heim-WM zum Titel schoss und zum nationalen Heiligtum aufstieg.

18 Jahre danach greift eben Pogba mit der "Grand Nation" gegen Portugal (21 Uhr im LIVE-TICKER) nach der Europameisterschaft - wieder zu Hause. "Ich will eine Legende werden", meinte er schon Ende April. "Ich sage nicht, dass ich der Beste bin, sondern, dass ich es sein will." Markige Worte. Was steckt hinter diesem Typen, der mit 23 bald 100 Millionen Euro wert sein könnte? Wir beantworten es Ihnen.

Familienmensch: Aufgewachsen ist Pogba in ärmlichen Verhältnissen. Beim Kicken mit seinen älteren Brüdern - Florentin sowie Mathias sind ebenfalls Profis - konnte er den Existenzkampf vergessen. Der Sport wurde zum Lebensinhalt, und zur Hoffnung auf ein besseres Leben. Pogba schuftete wie besessen dafür. Wenn andere Kinder nach Hause gingen, machte er Zusatzschichten. Mit Erfolg! Im Jahr 2009 eroberte er die weite Fußballwelt. Seine Mutter, zu der Paul eine innige Beziehung pflegt und die ihn etwa zur Weltfußballer-Gala begleitete, hatte einem Deal mit Manchester United zugestimmt.

Pogba
© Getty

Transferstreit: In England verbrachte Pogba drei Saisonen. Von der U18 hatte er sich hochgedient bis zu den Profis. Dort kam er kaum zum Zug. "Das war sehr schlimm für mich, denn meine große Liebe war United“, so Pogba. Mutter Yeo litt mit ihrem Filius. Sie lässt kein gutes Haar an Sir Alex Ferguson: "Er hat Paul bestraft, ihn nicht spielen lassen. Paul war alleine, hat in dessen Büro geweint, wegen der Art, wie er behandelt wurde." Die Trainer-Legende machte hingegen Berater Mino Raiola verantwortlich. Er habe Pogba den Kopf verdreht. Um den 19-Jährigen entbrannte ein Transferstreit.

Rekordgerüchte: Pogba wechselte schließlich ablösefrei nach Turin. Bald wurde er Leistungsträger und Gesicht des "neuen" Juventus. Er wolle "Weltfußballer werden", tönte er, und ordnet dem alles unter. Im Verein steht ihm ein eigener Physiotherapeut zur Verfügung. Außerdem beschäftigt er einen Privatkoch und Ernährungsberater. Auf dem Platz glänzt er mit Explosivität, mit Finesse, sowohl als Ball-Eroberer, als auch Verteiler. "Krake Paul" wird er ob der langen Beine genannt, die Manchester United offenbar bis zu 100 Millionen Euro wert sein sollen. Raiola meinte vor geraumer Zeit: "Er ist einzigartig wie Mona Lisa und wird mehr kosten als Cristiano Ronaldo."

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Reizfigur: Warum Pogba als Reizfigur gilt, liegt nicht zuletzt am Manager. Er versteht es wie kein Zweiter, Klienten als Marke zu platzieren - nicht umsonst vertraut ihm Zlatan Ibrahimovic. Raiola ist ein Meister darin, den Preis hoch und Klub-Verantwortlichen so die Zornesröte ins Gesicht zu treiben. Und Pogba? Der ist nicht auf den Mund gefallen. Selbstbewusst tut er die eigene Meinung kund. Für Skandale sorgt er selten. Da bleibt eine zweiminütige Verspätung beim Essen, zu dem er mit Badeschlappen erschienen war, die Ausnahme. Didier Deschamps verdonnerte ihn trotzdem zur Nachdenkpause in der zweiten EM-Partie.

Mode-Freak: Ab und zu braucht Pogba diese maßregelnde Hand. Frankreichs Trainer versteht es, den jugendlichen Leichtsinn einzubremsen. Ansonsten schwärmt er vom Noch-Juventus-Profi. Der übrigens längst mischt längst bei den Branchengrößen mit: Zwei Millionen folgen ihm auf Twitter, bei Instagram sind es fünf. Immer wieder postet er Fotos von sich mit ausgefallenen Outfits und Frisuren, wo jeder Figaro die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, oder Videos. In einem tanzt er, im anderen muntert er Jerome Boateng nach der deutschen Halbfinal-Pleite auf. Auch das gehört zu Paul Pogbas verrückten Welt.

(ck)

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