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Italiens Teamchef Conte will mit Erfolg Abschied nehmen.

Kaum Stars, schwache Testspielergebnisse und viele Verletzte: Kurz vor Beginn der EM am Freitag gibt es für Italiens Fußball-Nationalteam nur wenig, was Hoffnung auf eine Wiederholung des Finaleinzugs von 2012 macht. Doch Teamchef Antonio Conte glaubt an sein Team und will die Schwächen mit einem einfachen Rezept ausgleichen: Teamgeist, Entschlossenheit, Begeisterung und perfekte Vorbereitung.

Conte entspannt
Gut gelaunt und entspannt schlendert Conte an den Fotos der WM-Helden 2006 im Trainingszentrum Coverciano vorbei. Von der glorreichen Vergangenheit des vierfachen Weltmeisters lässt er sich nicht unter Druck setzen. "2006 war es eine sehr starke Mannschaft mit vielen Ausnahmeprofis", sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur und des Fachmagazins "Kicker". "Das ist jetzt nicht so."

Generationsproblem
"Wir müssen uns alle bewusst werden, dass es derzeit sicherlich kein einfacher Moment für den Calcio ist. Wir haben ein Generationsproblem, der Fußball bringt kaum neue Talente hervor", analysierte Conte. "Aber wir versuchen, das mit harter Arbeit auszugleichen, mit Teamgeist, mit Entschlossenheit, mit Begeisterung. Wir wollen besser vorbereitet sein als alle anderen, in jeder Hinsicht: Technisch, taktisch, physisch und mental. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass Italien es sich nicht erlauben kann, eine Auswahl zu sein. Italien muss eine Mannschaft sein", sagte Conte.

Erstes und letztes Turnier
Nach knapp zwei Jahren als Italiens Nationalcoach, als "comissario tecnico", ist die EM in Frankreich für Conte gleichzeitig sein erstes und sein letztes Turnier. Sein Wechsel zum Premier-League-Club FC Chelsea steht schon seit Wochen fest. "Die EM ist der Abschluss von zwei wunderschönen Jahren als Nationaltrainer", erklärte der 46-Jährige.

Conte erster Trainer aus Süditalien
Conte ist im apulischen Lecce geboren und ist der erste Nationalcoach aus Süditalien. "Das gibt mir Stolz, Zufriedenheit, aber natürlich auch große Verantwortung", sagte er. Als Profi brachte er es zum 20-fachen Nationalspieler, Vize-Weltmeister, italienischen Meister und Champions-League-Sieger mit Juventus Turin 1996. Als Trainer begann er seine Karriere zunächst bei AC Arrezzo in der Toskana, bevor er über die Stationen Bari, Bergamo und Siena zu Juventus kam.

Mit Juve große Erfolge gefeiert
Mit Italiens Rekordmeister feierte Conte seine größten Erfolge als Coach, wurde dreimal Meister. "Wenn man einen großen Club trainiert, lernt man, eine Siegermentalität zu haben, und man lernt, welcher Weg zum Erfolg führt", erklärte Conte. "Es ist ein langer Weg, in dem es Rückschläge geben kann, man muss wieder aufstehen. Wenn man einmal gewonnen hat, ist man hungrig auf Siege und will es wiederholen." Geprägt wurde der Coach Conte auch von zahlreichen großen italienischen Trainern zu seiner Zeit als aktiver Fußballer, wie etwa Giovanni Trapattoni, Marcello Lippi und Carlo Ancelotti.

Nur drei Niederlagen
Mit Italiens Nationalelf kassierte Conte bis zum EM-Beginn in seiner knapp zweijährigen Amtszeit zwar nur drei Niederlagen, dennoch stand er immer wieder in der Kritik. Vor allem die wenig attraktive Spielweise wurde bemängelt. In die Schlagzeilen geriet Conte auch wegen seiner Verwicklung in den italienischen Wettskandal, Mitte Mai wurde er jedoch vom Vorwurf des Sportbetrugs freigesprochen.

Streitereien mit Vereinen
Dazu kamen Reibereien mit den Vereinen, weil diese Spieler nicht für Trainingslager abstellen wollten. "In Italien tun wir uns schwer, die Interessen aller in Einklang zu bringen, der Vereine, des Verbandes", urteilte er. "Das ist einer der Schlüsselpunkte für unsere Zukunft, wenn wir wieder das Team sein wollen, das eine der bedeutendsten Nationalmannschaften war, das vier Sterne gesammelt hat."

Tägliche Arbeit fehlt Conte
Wohl auch deshalb, und weil ihm die tägliche Arbeit mit dem Club fehlte, entschied Conte frühzeitig, zu Chelsea zu gehen. Zuvor will er jedoch mit einer erfolgreichen EM den passenden Schlusspunkt unter seine Zeit als "commissario tecnico" setzen. Conte jedenfalls reist optimistisch zur EM: "Erst einmal wollen wir die Vorrunde überstehen. Dann wird man sehen, was in der K.o.-Runde möglich ist."

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