Die französische Fußball-Nationalmannschaft hat am Sonntag in Lusail die historische Chance verpasst, wie zuletzt Brasilien 1962 zum zweiten Mal nacheinander den WM-Pokal in die Höhe zu stemmen.
Am Ende genügte auch eine außergewöhnliche Leistung von Kylian Mbappé samt dreier Treffer nicht für den erneuten Titelgewinn. Nach der Niederlage im Elfmeterschießen war dem Superstar wie auch seinen Mitspielern die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Mbappé war nach dem Schlusspfiff fast untröstlich. Minutenlang stand der 23-Jährige nach dem Elfmeterschießen frustriert auf dem Rasen. Später setzte er sich auf die Ersatzbank, das Trikot über das Gesicht gezogen, um die feiernden Argentinier um Lionel Messi nicht sehen zu müssen. Die Trophäe für den besten Torschützen der WM in Katar mit acht Treffern dürfte an diesem Abend nur ein schwacher Trost gewesen sein.
"Er wollte dieser Weltmeisterschaft seinen Stempel aufdrücken. Das hat er getan, aber nicht so sehr, wie er wollte", sagte Nationaltrainer Didier Deschamps über Mbappé. Die brillante Leistung des Superstars im Endspiel blieb am Ende unbelohnt. Argentinien dominierte die Partie über weite Strecken und lag bis zur 80. Minute sicher mit 2:0 in Führung. Das Auftreten der "Equipe Tricolore" bis dahin war einem Finale nicht würdig, die Auswechslungen von Olivier Giroud und Ousmane Dembele bereits vor der Pause sprachen Bände. "Ich konnte nicht bis zur Halbzeit abwarten", sagte Deschamps.
Mbappé-Präsenz lässt Frankreich hoffen
Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts wirkte es so, als würden die Wechsel keine Wende herbeiführen können. Laut Kapitän Hugo Lloris sei der Glaube trotz des Rückstandes aber immer da gewesen. Möglicherweise auch deshalb, weil mit einem Mbappé in den eigenen Reihen immer alles möglich scheint. Per Doppelpack stellte der Superstar in nicht einmal zwei Minuten die Verlängerung sicher, in dieser führte er mit einem weiteren Treffer das Elfmeterschießen herbei. Drei Tore in einem WM-Finale gelangen vor ihm nur dem Engländer Geoff Hurst 1966. Am Ende reichte dieses Kunststück trotzdem nicht zum dritten Titel nach 1998 und 2018.
Für Deschamps schmerzte die Niederlage aufgrund des Comebacks umso mehr. "Wir sind vom Abgrund zurückgekommen, das ist es, was uns so sehr bedauert", sagte Frankreichs Nationaltrainer, der vor allem in der ersten Halbzeit die fehlende Energie seiner Mannschaft beklagte. Bis zur Pause habe man gegen eine Mannschaft gespielt, die "ein WM-Finale bestritten hat und ich hatte das Gefühl, dass das bei uns nicht der Fall ist", resümierte Deschamps. Über seine Zukunft klärte er am Rande des Endspiels nicht auf. "Ich habe Anfang des Jahres ein Treffen mit meinem Präsidenten. Dann werden wir es wissen."
Jetzt gilt es einmal die Enttäuschung zu verarbeiten. Dabei half auch Emmanuel Macron mit. Der französische Präsident hatte dem Finale selbst beigewohnt und bemühte sich nach dem Spiel, seine enttäuschten Landsleute auf dem Platz aufzumuntern. Auf Twitter entsendete Macron eine Botschaft: "Les Bleus haben uns zum Träumen gebracht."