Folgt auf WM-Medaille auch Metall bei Olympia?

Judo-Trainerin Bönisch nennt Job in Österreich "Riesending"

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Als Yvonne Bönisch gefragt wurde, ob sie das Amt der Bundestrainerin für Frauen und Männer in Österreichs Judoverband übernehmen will, hat die deutsche Olympiasiegern von 2004 keine Sekunde gezögert. 

Prompt wurde mit den Medaillengewinnen bei EM und WM die ersten zwei Ziele erreicht, der nächste Schritt soll bei den Sommerspielen in Tokio folgen. Vier Athletinnen und zwei Athleten kämpfen um den ersten Medaillengewinn seit Ludwig Paischer und Silber 2008.

Bönisch ein Unikat im Judosport

Eine Frau an der Spitze eines gesamten Nationalteams gibt es weltweit gesehen kein zweites Mal im Judosport. Nur eine Handvoll weiterer Frauen sind als Trainerinnen für je ein Geschlecht verantwortlich, in Brasilien lenkt beispielsweise eine Frau die Männer. "Als der österreichische Judoverband auf mich zukam, ob ich mir die Position zutrauen würde, weil sie mich gern hätten, war das für mich ein Riesending", sagte Bönisch im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur.

Was das letztlich für "Wellen schlagen" würde, kam für die seit Jahresbeginn im ÖJV engagierte 40-Jährige überraschend. "Ich mag meinen Job, ich liebe meinen Job. Ich habe nie darüber nachgedacht, ob ich jetzt in einer schlechteren Position bin, weil ich eine Frau bin. Ich habe nach meiner eigenen Karriere in Heimatverein begonnen, habe im Stützpunkt als Trainerin gearbeitet und dann hat es seine Entwicklung genommen."

Von Israel nach Österreich

Der ÖJV eiste Bönisch aus Israel los, wo sie die Frauen coachte. "Mir lagen die Athletinnen sehr am Herzen, wir haben ein sehr enges Verhältnis aufgebaut in den vier Jahren. Aber so eine Herausforderung und Challenge kriegt man nicht so oft." Nach der Zeit in Israel und der gelebten offenen herzlichen Art dort habe sie in die österreichische Mentalität "definitiv erst reinwachsen" müssen. "Sie ist der deutschen ja ähnlich, ich fühle mich wohl, musste mich aber erst wieder daran gewöhnen."

Das Sportliche indes betreffend war sie relativ schnell im Bilde. "Mich verbindet mit Judo-Österreich eine lange Geschichte, Sabrina ist seit über 25 Jahren eine Freundin von mir. Egal ob ich in Deutschland war oder in Israel, ich habe mit einem Auge immer darauf geschielt, was in Österreich passiert."

Sabrina Filzmoser erinnert sich noch genau, als Bönisch mit Potsdam immer zum Turnier nach Wels kam - damals waren die beiden Teenager. "Sie kennt mich in- und auswendig, das kommt mir zugute. Die Verständigung untereinander, das Freundschaftliche, ist sehr bereichernd", erklärte die Oberösterreicherin.

Hohe Ziele für die Zukunft

Freilich war die Erwartungshaltung von Verbandseite an Bönisch groß. Mit ihrem Amtsantritt im Jänner sei als Ziel von Präsident und Sportdirektor ganz klar Medaillen bei WM und Olympia definiert worden. "Sicherlich längerfristig, denn mein Ziel ist es, nicht nur in Tokio anzuschreiben." Mit Bronze durch Michaela Polleres bei der WM in Budapest gelang der erste Medaillengewinn bei Welttitelkämpfen seit elf Jahren. "Wir haben vorher nicht so hundertprozentig damit gerechnet, dass die Wegänderung mit der Zentralisierung in Linz so früh schon Früchte trägt."

Im Judo sei man auf starke Trainingspartner angewiesen. Und weil es in der Corona-Pandemie nicht möglich gewesen sei, in internationale Trainingslager zu reisen, habe man die Stärksten aus Österreich zusammengezogen. "Es ist ganz klar was Anderes, wenn man in einem Team trainiert, in dem alle das gleiche Ziel haben und in jeder Einheit Vollgas geben, als wenn ich daheim im Kämmerchen bin und versuche, Weltmeister zu werden. Es hat allen einen Push gegeben. Der Teamspirit wächst, es zieht dich mit, wenn du siehst, was der andere neben dir macht."

"Alle haben das Zeug, eine Medaille zu gewinnen"

Und auch wenn es bei der WM Polleres gewesen sei, die eine Medaille gewonnen habe. "Das ganze Team nahm eine Menge Motivation mit, weil es gesehen hat, dass die Vorbereitung stimmte." Auch wenn dem einen oder anderen gewisse taktische Dinge nicht ausreichend trainiert oder vorbereitet gewesen seien, so glaube sie doch, dass "alle das Zeug haben, auch bei den Spielen ebenso eine Medaille zu gewinnen".

Bernadette Graf freut sich über den "Schwung", den Bönisch in das Team brachte. "Das Vertrauen in sie ist sehr hoch, sie hat gezeigt, dass sie uns zu Höchstleistungen antreiben kann. Es tut dem Team wirklich gut tut, dass sie da ist." Sie sei "richtig gut als Trainerin", erklärte Polleres. Das sehen auch die männlichen Kämpfer so: "Kommunikation und Zusammenarbeit sind sehr gut", gab es auch von Shamil Borchashvili Anerkennung.
 

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