Die Kärntnerin Magdalena Lobnig nach Gewinn der Bronze-Medaille in Tokio im Ruder-Einer im Interview.
Sie haben als erste Frau Österreichs eine olympische Ruder-Medaille gewonnen. Was bedeutet das für Sie?
Magdalena Lobnig: "Ich finde es schon sehr cool, dass ich da Geschichte geschrieben habe. Ich hoffe, dass ich damit auch viele junge Sportlerinnen motivieren kann."
Vor dem Start musste das Finalfeld einige Minuten warten, bevor es ins Olympia-Rennen gegangen ist. Was ist in diesen Momenten in Ihnen vorgegangen?
Magdalena Lobnig: "Man ist natürlich ultranervös. Als ich abgelegt habe - man kann sich gar nicht vorstellen, wie weich die Füße da sind. Ich habe mir einfach gedacht, ich muss die Nervosität raustreten mit jedem Schlag. Ich habe nur versucht, dass ich die weichen Knie loswerde. Diese schlottrigen Knie, die man vor einem Rennen hat. Dass ich die am Start lasse und mich einfach wegschiebe. Das habe ich versucht, das ist mir auch sehr gut gelungen. Auf der Strecke war es dann ein leichtes Rennen. Ich habe leichte Füße gehabt, ich habe mich gut bewegen können."
Wie emotional war dann der Moment des Zieleinlaufs?
Lobnig: "Man ist da im Vorfeld eigentlich viel emotionaler als wenn man im Ziel ist. Man ist so erleichtert, dass Weinen gar nicht geht. Erst bei der Siegerehrung sind mir vielleicht ein paar Tränen gekommen. Die Freude ist einfach so groß. Ich bin einfach so froh, dass ich die Bestätigung habe für das, was ich die letzten Jahre gezeigt habe. Für die Geduld, all die vielen Stunden, die ich da reingesteckt habe, für den Verzicht. Wir waren auf so vielen Trainingslagern wie noch nie in meinem Leben. Und jetzt kommt alles zurück. Da fällt so viel ab."
Wieviel Anteil hat Ihr Team an der Medaille?
Lobnig: "Ein großer Dank an meine Trainer. Das ist eine Medaille für alle, nicht nur für mich. Das ist eine Bestätigung für das, was wir uns erarbeitet haben. Wir sind so ein kleines Team. Die Saison ist so schlecht losgegangen. Aber wir sind cool geblieben und haben behutsam aufgebaut. Ich hoffe, das motiviert viele von meinen Teamkollegen, den Weg zu den Olympischen Spielen durchzuziehen."
Was zeichnet Ihr Trainerteam aus?
Lobnig: "Wir waren noch nie so viel auf Trainingslager. Mit Robert (Nationaltrainer Sens, Anm.) hat sich das massiv verändert. Mit Robert ist das noch einmal ein Stück professioneller geworden. Wir haben so gezielt gearbeitet."
Wer gehört noch zu Ihrem engsten Umfeld?
Lobnig: "Das Olympiazentrum Kärnten, die haben mich perfekt vorbereitet. Barbara Pirker ist die Ernährungswissenschafterin, Thomas Brandauer der Sportpsychologe, Barbara Wolfschluckner die Sportwissenschafterin. Die war auch bei jedem Trainingslager dabei. Ich möchte mich auch bei all meinen Trainingspartnern bedanken."
Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, was nach Erreichen dieses großen Ziels kommt?
Lobnig: "Da müssen wir schauen. Ich habe mich nie getraut zu sagen, was nach den Spielen passiert. Nach Rio (Olympia-Sechste 2016, Anm.) habe ich so gemischte Gefühle gehabt, da war die Enttäuschung so groß. Aber einen Monat später habe ich wieder angegriffen. Mal schauen, was es jetzt für Gefühle auslöst."
Wie bitter war es für Sie, dass die Familie bei Ihrem Erfolg nicht dabei sein konnte?
Lobnig: "Wir haben jeden Tage über Social Media Kontakt gehalten. Das Team war da für mich und das war das Wichtigste. Ich wollte den Druck einfach minimieren. Wenn ich weiß, es sind viele Leute da, erhöht das so den Druck."
Hat es Ihnen mental geholfen, dass das ÖOC-Team davor schon drei Medaillen hatte?
Lobnig: "Ja, so hat man einfach viel befreiter rudern können. In Rio (2016, ein ÖOC-Bronze) war der Druck so groß. Jetzt war der Druck weg. Da hat man einfach viel befreiter rudern können."