Äthiopien

23 Tote bei Brand in Gefängnis

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Die politischen Häftlinge wurden überwiegend bei Protesten festgenommen.

In einer Haftanstalt mit mehrheitlich politischen Gefangenen in Äthiopien sind bei einem Feuer mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung gab am Montag zunächst die Zahl von einem Toten und sechs Verletzten an, korrigierte die Angabe aber später auf 23 Tote und neun Verletzte.

Laut einem Bericht des Staatsradios Fana erstickten 21 Insassen oder starben im Gedränge, die beiden anderen seien bei ihrem Fluchtversuch getötet worden. Den Angaben zufolge brach das Feuer bereits am Samstag im Hochsicherheitsgefängnis Qilinto in der Hauptstadt Addis Abeba aus. In der provisorischen Haftanstalt sitzen vor allem politische Gefangene ein, die bei regierungskritischen Protesten in der Region Oromia festgenommen worden waren.

Berichte über Schüsse

In örtlichen Medien und sozialen Netzwerken war am Samstag berichtet worden, aus dem Gefängnis seien nach dem Ausbruch des Feuers Schüsse zu hören gewesen. Im Internet veröffentlichte Amateurvideos zeigten dichten Rauch, der von dem Gefängnisgelände aufstieg.

Das Staatsradio Fana berichtete, zwei Gebäude seien durch den Brand beschädigt worden. Insgesamt neun Gefangene und Polizisten würden wegen Verletzungen behandelt. Über die Ursache des Feuers wurden keine Angaben gemacht. In Qilinto sind unter anderem ranghohe Politiker aus der Region Oromia inhaftiert. Auch der Chefredakteur einer Online-Zeitung und ein Menschenrechtsaktivist sitzen dort ein.

Regierungskritische Proteste

Äthiopien erlebt seit Ende vergangenen Jahres die stärksten regierungskritischen Proteste seit zehn Jahren. Sie begannen im November in der Region Oromia und weiteten sich in den vergangenen Wochen auf die Region Amhara aus. Die Proteste werden immer wieder von Sicherheitskräften niedergeschlagen. Nach Schätzungen von Menschenrechtsaktivisten wurden bei den Protesten seit Ende 2015 hunderte Menschen getötet.

Die Amharen und die Oromo repräsentieren im Vielvölkerstaat Äthiopien die beiden größten Volksgruppen, sie machen gemeinsam etwa 60 Prozent der Bevölkerung aus. Die Protestierenden in den Regionen eint der Unmut über die Regierung, die mehrheitlich der ethnischen Gruppe der Tigray entstammt. Die Demonstranten werfen ihr eine gezielte Diskriminierung vor.

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