Mehrere Frauen haben sich inmitten einer Menge in die Luft gejagt.
Mehrere Islamistinnen der nigerianischen Terrorgruppe Boko Haram haben im Nordosten des Landes erneut ein schweres Blutbad mit mindestens 55 Toten angerichtet. Mehr als 100 weitere Menschen seien teilweise schwer verletzt worden, als sich mehrere Frauen am Freitag in Zabarmari in der Nähe der Stadt Maiduguri inmitten einer Menschenmenge in die Luft gesprengt hätten.
Sechs Attentäter
Das sagte der Anführer einer örtlichen Bürgerwehr am Samstag. Militärsprecher Chris Olukolade sprach von mindestens sechs Attentätern. Unter den Opfern sei auch ein Soldat. Die Streitkräfte hätten in Zabarmari ein mit Bomben beladenes Fahrzeug sichergestellt. Der Sprengstoff sei offenbar für weitere Anschläge bestimmt gewesen.
Mit dem jüngsten Anschlag seien in den vergangenen zehn Tagen bei Angriffen der Boko Haram auf Dörfer und Moscheen im Teilstaat Borno insgesamt mindestens 200 Menschen getötet worden, berichtete die Zeitung "Vanguard" am Sonntag. In der Region, die als Hochburg der sunnitischen Organisation gilt, werden immer wieder Selbstmordanschläge verübt, zuletzt auch immer häufiger von Frauen.
Opferzahl könnte noch steigen
"Die Zahl der Opfer in Zabarmari könnte noch weit höher sein, weil viele Menschen so schwer verletzt sind, das sie wahrscheinlich nicht überleben", sagte der Anführer der Bürgerwehr, der anonym bleiben wollte. Zudem seien viele Menschen von den Bomben in Stücke gerissen worden, weshalb es sehr schwer sei, die Leichen zu zählen. Unter den Toten sollen auch Kinder sein.
Am Sonntag kam es in Potiskum im Teilstaat Yobe zu einem weiteren Anschlag. Dieses Mal waren gezielt Christen das Ziel. Unter den sechs Toten sei auch der Pfarrer, der gerade einen Gottesdienst in einer Pfingstkirche abgehalten habe, sagte Ezekiel Yunana, ein Mitglied des Kirchenvorstandes. Auch zwei Kinder seien getötet worden. Die örtliche Polizei bestätigte die Angaben.
Als Gläubige ausgegeben
Der Täter habe sich als gläubiger Kirchgänger ausgeben und so an den Sicherheitskräften vorbei Zugang zu dem Gotteshaus verschafft. Anschließend habe er einen Sprengstoffgürtel gezündet.
Boko Haram hat seine Anschläge seit der Amtseinführung des neuen Präsidenten Muhammadu Buhari vor wenigen Wochen weiter intensiviert. Der ehemalige General hatte der Gruppe den Kampf angesagt. Die Regierung zeigte sich trotz der Rückschläge zuversichtlich, die Islamisten bald zu besiegen. Buhari habe mit den Nachbarländern Tschad, Niger und Kamerun eine regionale Sicherheitsstrategie ausgearbeitet, erklärte der Sekretär im Außenministerium, Bulus Lolo.
Die Strategie beinhalte nicht nur Militäreinsätze, sondern ziele auf die Ursachen des Extremismus. Dazu gehörten wirtschaftliche und soziale Maßnahmen, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, sagte Lolo. "Mit dieser Strategie werden wir den Krieg gegen den Terrorismus bald gewinnen."
Die Islamisten wollen im Norden Nigerias einen islamischen Gottesstaat aufbauen und verüben seit 2009 immer wieder schwere Anschläge. Laut Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sind in dem Konflikt bereits 17.000 Menschen umgekommen, 5.500 allein seit Beginn des vergangenen Jahres. Mindestens eine Million Menschen wurden vertrieben.