Ein Video wirft Fragen auf: War die Verhaftung von Greta Thunberg in Lützerath nur gestellt?
Die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg ist mittlerweile auf der ganzen Welt bekannt. Kein Wunder, dass nach einer Teilnahme an den Klimaprotesten im deutschen Dorf Lützerath auch zahlreiche Aufnahmen der Schwedin kursierten, vor allem da sie von der Polizei vom Protestort entfernt worden ist, wie ein virales Video zeigt. User vermuten aufgrund des augenscheinlich lockeren Umgangs der Polizisten mit Thunberg eine Inszenierung und "Fake-Verhaftung".
Behaupte mal, peinlicher wird es nicht mehr. pic.twitter.com/keXzltc5Dt
— Tim Röhn (@Tim_Roehn) January 18, 2023
Einschätzung: Das virale Video zeigt keine Inszenierung. Thunberg wurde beim Protest in Lützerath nicht festgenommen, sondern nur kurzzeitig in Gewahrsam genommen, um Personendaten festzustellen. Laut Polizei gab es keinerlei Gründe, härtere Maßnahmen zu ergreifen. Der geteilte Videoausschnitt zeigt nicht den Moment, als Thunberg vom Protestort weggetragen wird.
Überprüfung: Mitte Jänner wurde im deutschen Dorf Lützerath gegen die Abbaggerung des Ortes zugunsten einer Vergrößerung des Braunkohletagebaus Garzweiler demonstriert. Der Protest zahlreicher Klimaschutzaktivisten wurde mittlerweile jedoch von der Polizei unterbunden und das Dorf abgerissen.
Greta Thunberg schloss sich ab dem zweiten vollen Wochenende im Jänner den Protesten in Nordrhein-Westfalen an. Daraufhin war sie bei mehreren Protestaktionen vor Ort anzutreffen.
Die Aufnahmen vom Aufeinandertreffen Thunbergs mit der Polizei stammen vom 17. Jänner. In sozialen Medien wurden sie von verschiedenen Journalisten und Aktivisten geteilt. Zu sehen ist dabei oft mehr als in dem Video, das mit Vorwürfen der Inszenierung geteilt wird. Während Thunberg dort nämlich nur ruhig neben Polizisten stehend und auch lächelnd gezeigt wird, dokumentieren andere Videos, dass die Aktivistin weggetragen wurde.
Für Identitätsfeststellung in Gewahrsam genommen
Die Polizei Aachen bestätigte auf Anfrage von APA-Faktencheck den Ablauf, der dazu führte, dass die Klimaschutzaktivistin für eine Identitätsfeststellung in Gewahrsam genommen wurde: Im Zuge der Demonstration habe es eine Gruppe von 30 bis 50 Personen gegeben, die sich auf den Tagebau Garzweiler zubewegt habe. Eine Person sei in den Tagebau gesprungen, während andere Personen über die Verwallung getreten seien. Thunberg habe diese nicht übertreten.
Da es sich um ein Privatgelände des Energieversorgungskonzerns RWE handelte und dieser Anzeige erstatten könne, seien die Personalien der Gruppe festgestellt worden. Thunberg sei dabei nur kurzzeitig festgehalten worden, um sie zu identifizieren. Das Video sei entstanden, als Thunberg danach auf einen Bus warten musste, der sie und die anderen vom Gelände wegbrachte.
Yesterday I was part of a group that peacefully protested the expansion of a coal mine in Germany. We were kettled by police and then detained but were let go later that evening.
— Greta Thunberg (@GretaThunberg) January 18, 2023
Climate protection is not a crime.#LuetziBleibt #LuetziLebt #KeepItInTheGround #ClimateJustice
Die Schwedin schrieb über den Vorfall selbst auf Twitter. Die Polizei Aachen bestätigte, dass es keine Widerstandshandlungen gegeben habe und somit auch keinen Grund für die Beamten, härter vorzugehen.