Boston

Auge in Auge mit Opfern: "Nicht schuldig"

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Drei Monate nach den Terror-Anschlägen steht einer der Boston-Bomber jetzt vor Gericht.

Am Mittwoch standen sie sich erstmals vor Gericht gegenüber: die Überlebenden und die Angehörigen der Todesopfer des Bostoner Terror-Anschlages und einer der Bombenleger, der 19-jährige Dschochar Zarnajew.

Im Bundesgerichtsgebäude in Boston bekannte sich Zarnajew in einem gut gefüllten Gerichtssaal mit hörbarem Akzent als „nicht schuldig“. Sieben Minuten dauerte die Anhörung. Zarnajew ist angeklagt wegen 30 Verbrechen, für 17 droht die Todesstrafe. Mord und der Gebrauch einer Massenvernichtungswaffe sind unter den Anklagepunkten. Allein die Klageschrift umfasste 74 Seiten.

Zarnajew trug einen orangen Overall, hatte am linken Arm einen Gips. Wie zum Hohn grinste er beim Verlesen der Anklage, gähnte am Ende, blies seiner Familie ein Küsschen zu. Die zahlreich anwesenden Angehörigen der Opfer und Betroffenen sah er nicht an. Bis zum Prozessbeginn dürften jetzt noch Monate verstreichen.

Motiv in Boot gekritzelt: Rache für tote Muslime
Der tschetschenischstämmige Student Dschochar ließ gemeinsam mit seinem Bruder Tamerlan (†26) am 15. April im Zielbereich des Boston-Marathons zwei mit Druckkochtöpfen gefertigte Bomben hochgehen. Drei Menschen starben, zwei Dutzend wurden Gliedmaßen weggerissen, insgesamt gab es 264 Verletzte.

Dschochar wurde vier Tage später nach einer Verfolgungsjagd, in der ein Polizist und sein Bruder Tamerlan starben, im Vorort Watertown in seinem Bootsversteck verhaftet. Zarnajew droht die Todesstrafe. Der Fanatiker hatte bei seiner Flucht eine Bekennerbotschaft in die Wand des Bootsverstecks gekritzelt: Der Anschlag wäre die Rache für den Tod „unschuldiger Muslime“.

(bah)

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