Touristiker und Politiker entwarnen: "Alles nicht so schlimm". Umweltschützer hingegen kritisieren die Informationspolitik.
Großes Rätselraten um die Ausmaße der Ölverschmutzung im Roten Meer: Aus einer leckgeschlagenen Bohrplattform soll weiterhin Öl austreten - wie viel und wie gefährlich dieser Umstand für die Urlauberdestinationen an der ägyptischen Küste ist, darüber herrschte auch am Mittwoch Unklarheit. Während Politiker und Touristiker mehr oder weniger Entwarnung geben, zeigten sich Umweltschützer besorgt und kritisierten die Informationspolitik der ägyptischen Behörden.
"Ganz ehrlich, wir wissen nicht sehr viel, der Informationsfluss ist sehr dünn", sagte am Mittwoch ein Greenpeace-Sprecher. Doch es ist eben dieser dünne Informationsfluss, der die Umweltschützer stutzig macht. "Es ist eine typische Reaktion der Behörden, denn der Tourismus ist für Ägypten sehr wichtig. Das letzte, was sie in dieser Situation wollen, ist, dass man im Fernsehen öl-verschmutzte Strände zeigt. Deshalb wird die Sache runtergespielt - ähnlich wie bei BP im Golf von Mexiko."
TUI entwarnt
Auch dem Reiseveranstalter TUI liegen eigenen
Angaben zufolge keine Hinweise auf einen Riesenölteppich vor Hurghada vor,
der angeblich 130 km Küste verseucht. "Es gibt keine einzige
Kundenbeschwerde vor Ort - keiner weiß etwas davon", sagte
TUI-Österreich-Sprecher Josef Peterleithner. Die TUI-Betreuer seien aber
jedenfalls vorgewarnt.
Schätzungen
Wie groß die Probleme tatsächlich sind, können
zur Zeit offenbar nur geschätzt werden. Bereits am Dienstag war von einigen
Küstenabschnitten sowie unberührten Inseln im Roten Meer berichtet worden,
dass dort ölverschmierte Vögel und Meeresschildkröten gefunden worden waren.
Auch Urlauberstrände soll der Ölteppich bereits erreicht haben. Doch auf der
Website eines der in Hurghada ansässigen Tauch-Veranstalter hieß es am
Mittwoch, es sei "weit und breit kein Öl in Sicht", "die Tauchboote haben
nichts zu berichten, die Schnorchelboote auch nicht, das Leck ist an der
weit entfernten Gesum Insel gewesen und mittlerweile repariert".
Außenmt: "Keine Bestätigung"
Ob es an den
Stränden Hurghadas Verschmutzungen durch Öl gebe, konnte auch das
Außenministerium in Wien nicht bestätigen. Die Kollegen in der Botschaft in
Kairo hätten berichtet, dass in internationalen TV-Sendungen Bilder von
Säuberungen gezeigt worden wären - von wo, war allerdings nicht klar, so ein
Sprecher des Außenamtes zur APA. Es habe auch schon einige Urlauberanfragen
gegeben, ob es Sinn mache, in nächster Zeit Reisen nach Hurghada zu buchen.
Bunter "Blätterwald"
In den ägyptischen
Zeitungen wird zu dem Leck in der Ölbohrplattform in unterschiedlichster
Form berichtet. Während einige Blätter schrieben, dass das Problem bereits
behoben und die ins Meer gelangte Ölmenge eher gering (maximal 30 bis 40
Barrel) und ungefährlich sei, war in anderen Gazetten von
"Umwelt-Katastrophe vor der Küste Hurghadas" zu lesen