In Paris

Ausschreitungen bei Protesten gegen Homo-Ehe

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Laut Polizei 150.000 Menschen bei Kundgebung - Veranstalter sprachen von einer Million.

In Paris haben am Sonntag zehntausende Menschen gegen die Einführung der Homo-Ehe durch Präsident Francois Hollande demonstriert. Rund um den Invalidendom protestierten nach Polizeiangaben mehr als 150.000 Menschen gegen rechtliche Gleichbehandlung schwuler und lesbischer Mitbürger bei der Eheschließung. Die Veranstalter sprachen sogar von rund einer Million Teilnehmern. Nach Ende der Demonstration lieferten sich Randalierer Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Behörden hatten Ausschreitungen gewaltbereiter Rechtsextremer befürchtet.

Die Kampagne gegen die Homo-Ehe wird inzwischen nicht mehr nur von der katholischen Kirche und den oppositionellen Konservativen unterstützt. An den Protesten beteiligen sich mittlerweile auch rechts-radikale Gruppen, die grundsätzlich die sozial-liberale Agenda von Hollande ablehnen.

Hollande hatte vor kurzem mit seiner Unterschrift unter das umstrittene Gesetz den Weg frei für die "Ehe für alle" gemacht und damit ein Wahlversprechen eingelöst. Der Verfassungsrat hatte Mitte Mai als letzte Instanz grünes Licht für Hochzeiten unter Schwulen und Lesben gegeben und eine Klage der Opposition abgewiesen. Gegner der Homo-Ehe, die zum Teil gewaltsam gegen das Gesetz demonstriert hatten, kündigten weitere Proteste an.

Das neue Gesetz gilt als die größte Sozialreform seit Abschaffung der Todesstrafe im Jahr 1981 durch Präsident Francois Mitterrand, dem großen Vorbild Hollandes. Die erste Eheschließung eines gleichgeschlechtlichen Paares ist am kommenden Mittwoch (29. Mai) in Montpellier geplant. Bürgermeisterin Helene Mandroux sprach von einem großen gesellschaftlichen Fortschritt.

Frankreich ist das 14. Land, das Schwulen und Lesben die Heirat gestattet. Die Homo-Ehe ist unter anderem in Deutschland, Kanada, Dänemark, Schweden sowie Uruguay und Neuseeland möglich. In den USA ist sie in der Hauptstadt Washington sowie zwölf Bundesstaten erlaubt.

Die Gegner der Homo-Ehe wollen erreichen, dass das umstrittene Gesetz zurückgenommen wird. "Es gibt ungerechte und illegitime Gesetze, wir setzen uns weiter dafür ein, dass die natürliche Ordnung wiederhergestellt wird", sagte ein Demonstrant.

Bei den Protesten in Paris kam es nur am Rand zu Krawallen. Rechtsradikale kletterten auf das Eingangstor der sozialistischen Partei und forderten den Rücktritt von Präsident François Hollande. Nach Auflösung der Kundgebung kam es zu Zusammenstößen von mehreren hundert Jugendlichen mit der Polizei. Protestler, einige von ihnen vermummt, warfen Flaschen gegen Polizeiabsperrungen, zündeten Rauchbomben und Knallkörper. Die Beamten setzten Tränengas ein. Mehrere Personen wurden festgenommen.

Mehr als 4500 Polizeibeamte waren im Einsatz. Zu der Demonstration aufgerufen hatten Gegner des Gesetzes wie die Organisation "La Manif Pour Tous" und das den katholischen Traditionalisten nahestehende Institut "Civitas".

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