Ex-Ministerpräsident

Barak: Hamas will ausländische Geiseln freilassen

Teilen

Der israelische Ex-Ministerpräsident Ehud Barak erwartet, dass die Hamas ausländische Geiseln freilassen wolle, um ihr Image zu verbessern.

Israels Bodenoffensive werde mindestens zwei Wochen dauern, schätzt der frühere Premier und Armeegeneral im Gespräch mit dem "Standard" (Samstag-Ausgabe). Nach dem Sieg über die Hamas solle ein Bündnis mehrerer arabischer Staaten den Gazastreifen auf eine Übergabe an die Palästinenserführung vorbereiten.

Die Geiselfreilassung und Zerstörung der Infrastruktur der Hama sei "extrem heikel", sagte Barak. "Die Entscheidungen werden in Gaza von den militärischen Anführern der Hamas getroffen, nicht vom politischen Flügel. Die Militärs befinden sich aber überwiegend im Untergrund, sie sind auf verschiedene Tunnel verteilt. Ihr Kontakt zueinander ist gestört, ihr Kontakt zur Außenwelt unterbrochen. Das macht es schwierig, da heranzukommen."

Barak geht aber davon aus, dass die Hamas "einen gewissen Anreiz hat, die allermeisten Geiseln mit nicht-israelischen Pässen freizulassen", um "den Stempel einer IS-ähnlichen Organisation" loszukriegen, den sie seit den Massakern an Israelis vom 7. Oktober trage. "Dieses Image schadet ihr in der Welt." Als die Hamas laut Barak bemerkt hat, "wie sich die ganze Welt hinter Israel stellte, spürten sie vielleicht einen gewissen Druck".

Situation für die israelische Armee "komplexer"

Sollte die Hamas tatsächlich die ausländischen Geiseln freilassen, mache dies aber die Situation für die israelische Armee "komplexer", meinte Barak. "Solange es Geiseln aus der ganzen Welt gibt, könnte die Hamas vorsichtiger agieren. Sobald es nur noch israelische Bürger sind, könnte das Ganze sehr grausam und unvorhersehbar werden."

Israel müsse die Hamas militärisch in die Knie zwingen. "Es kann sich keine Nation leisten, neben einer IS-ähnlichen Organisation zu existieren. Wir müssen sie demontieren", sagte Barak. Die Auslöschung der militärischen Kapazitäten aus der Luft sei aber "unmöglich". Barak: "Wir brauchen Soldaten auf dem Boden, vermutlich sehr viele. Sie werden von Haus zu Haus gehen, jeden Raketenstützpunkt, jedes Geschütz vernichten und die Täter aus dem Verkehr ziehen. Das wird wohl mindestens zwei Wochen dauern. Danach brauchen wir wohl noch weitere zwei bis drei Monate, um Gaza endgültig von der Hamas zu befreien."

Anstelle der Hamas präferiert Barak ein Bündnis mehrerer arabischer Staaten, das drei bis sechs Monate lang die Übergabe der Macht im Gazastreifen "an die einzige anerkannte Vertretung der Palästinenser organisiert, die Palästinenserbehörde".

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.