Großes Spektakel in 3D: Der Kreis schließt sich im Universum von Iron Man, Hulk und Co.
"Avengers: Endgame" ist gleichsam das Champions-League-Finale der Marvel-Superhelden. In der Fortsetzung des düsteren "Infinity War" versuchen Iron Man, Captain America, Hulk und Co. die Auslöschung der halben Weltbevölkerung durch den größenwahnsinnigen Superschurken Thanos rückgängig zu machen.
Fans der Filmserie dürfen sich ab heute, Mittwoch, nicht nur auf eine gewaltige Schlacht in 3D freuen. Das dreistündige Spektakel bietet alle Zutaten des vor elf Jahren gestartet Franchise: Action, Melodramatik und Humor. Im Mittelpunkt der Handlung stehen natürlich die Avengers, aber auch vielen Nebenfiguren der Serie haben die Drehbuchschreiber Christopher Markus und Stephen McFeely, beide seit Jahren fest im Marvel-Universum verankert, einen (letzten?) Auftritt auf der Marvel-Bühne ermöglicht.
Auch der im Dezember verstorbene Stan Lee, mit Jack Kirby Schöpfer der Avengers, hat noch ein Cameo. Die Riege an namhaften Darstellern ist ebenso imposant wie die enorme Zahl an Künstlern, die an den Spezialeffekten gearbeitet haben.
Es ist eine Erfolgssymbiose: Charakterschauspieler wie Robert Downey jr., Scarlett Johansson und Mark Ruffalo lassen die von ihnen verkörperten Comicfiguren mit dem nötigen Ernst, einem Schuss Selbstironie und ganz viel Liebe für ihre Charaktere glaubwürdig erscheinen, unterstützt von der Trickabteilung, deren Arbeit nur als state of the art bezeichnet werden kann. Vergleicht man etwa den Hulk jener gleichnamigen, schrecklichen Leinwandadaption von 2003 unter der Regie von Ang Lee mit jenem grünen Koloss in "Endgames" ist das wie mit den sprichwörtlichen Birnen und Äpfeln...
Die Regisseure Anthony und Joe Russo verstanden es, den Ton von "Infinity War" wieder aufzunehmen, dann viel Pathos (der am Anfang vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen ist, bevor die Handlung richtig in die Gänge kommt) in eine - so viel sei verraten - amüsante Zeitreise überzuleiten und in einem opulenten, den Orc-Schlachten aus "Herr der Ringe" ebenbürtigen, alles entscheidenden Kampf enden zu lassen. Nicht alle überstehen das Endgame - von der einen oder anderen Figur heißt es Abschiednehmen.
Eine "Amtsübergabe" am Ende darf sogar als gesellschaftspolitische Anspielung verstanden werden. "Avengers: Endgame" ist kein "Back To The Future"-Abklatsch, diese Angst sei genommen. Die Macher inszenieren ihren Zeitsprung in Anlehnung an klassische Juwelraub-Filme - was viel Raum für komische, spannende und originelle Superhelden-Rendezvous bietet. Ihr Debüt im Team der Avengers feiert Brie Larson als Captain Marvel (auch wenn sie das Spotlight noch den etablierten Kollegen überlässt), für Auflockerung sorgt wiederholt Paul Rudd als Ant-Man, und Chris Hemsworth darf so richtig seinen Thor parodieren.
Man muss im Marvel-Universum nicht zu 100 Prozent zu Hause sein, um "Endgames" zu genießen, aber zahlreiche Insider-Gags und -Anspielungen machen den Film für Kenner zum besonderen Fest. Schön auch, dass man ikonische Bilder/Szenen aus dem Comic-Klassikern um Thanos in den Film übernommen hat. Die letzten Worte in der großen Auseinandersetzung der Helden gegen das Böse gehören übrigens Iron Man. Damit schließ sich der Kreis, denn mit "Iron Man" hat die Serie vor mehr als einer Dekade gestartet. "Es steht 100-prozentig fest: Ohne Robert Downey Jr. gäbe es kein Marvel Cinematic Universe", wird Produzent Kevin Feige in den Pressunterlagen zu "Avengers: Endgame" zitiert.
"Robert hat unserem Studio Leben eingehaucht, hat zusammen mit (Regisseur) Jon Favreau dabei geholfen, den Erzählton für Iron Man zu finden und hat damit das Fundament für das Studio geschaffen. (...) Zu diesem Zeitpunkt war das alles ja nicht mehr als ein Luftschloss, ein Wunschtraum. Er hat damals wirklich das große Ganze gesehen, wusste, was er für das Kino und die Zuschauer einbringen konnte."