Interview im Kriegsgebiet

Dieser Österreicher kämpft gegen den IS

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'Wenn auf uns geschossen wird, muss auch ich kämpfen', sagt der Fahrer und Sanitäter.

Christian Bidmon ist zweifacher ­Familienvater. Seine Söhne sind acht und 14. Trotzdem flog der 34-jährige Wiener im Juni nach Sulaimaniyya im Nordirak, meldete sich beim Freiwilligen-Bataillon der kurdischen Einheiten im Kampf gegen den IS: „Weil ich helfen will, nur reden ist zu wenig“, sagt er über seine Motivation: „Ich musste einfach was tun“. Erst kam Bidmon, der in Wien als Bühnenarbeiter gejobbt hat, in die Stadt Shingal. Tausende Jesiden wurden hier vom IS getötet, vertrieben. Nun ist er mit seiner Einheit an der syrisch-irakischen Grenze. Zu ÖSTERREICH sagt er: „Ich bin Fahrer und Sanitäter, wir rücken immer mit den Kampftruppen vor.“

Kampf. Mehrmals war seine Einheit in schlimme Kämpfe verwickelt: „Du musst verwundete oder tote Kameraden bergen, sie von der Frontlinie wegbringen.“ Auch selbst habe er schon geschossen: „Aber nur, weil wir angegriffen wurden. Das ist Notwehr, da geht’s ums nackte Überleben.“ (wek)

"Nur in Notwehr greife ich zur Kalaschnikow"

ÖSTERREICH: Warum sind Sie im Irak?

Christian Bidmon:
Weil ich es nicht mehr ausgehalten hab, all diese Gräueltaten. Alle reden nur vom Kampf gegen den IS, ich wollte etwas tun. Wichtig ist es, dass man ein Zeichen setzt gegen den Terror, den Minderheiten hilft. Ich kämpfe für Kurden, Jesiden und Christen.

ÖSTERREICH:
Deshalb haben Sie sich ins Flugzeug gesetzt und sind zu den Kurden?

Bidmon:
Zuerst Kontaktaufnahme via Internet, dann bin ich Ende Juni nach Sulaimaniyya im Nordirak geflogen. Jetzt bin ich Teil der kurdischen Einheiten. Hier sind Spanier, Briten, Deutsche und ich als einziger Österreicher. ­

ÖSTERREICH: Ihre Aufgabe?

Bidmon:
Fahrer und Sanitäter. Natürlich bin auch ich bewaffnet, habe eine AK-47 Kalaschnikow.

ÖSTERREICH:
Schon verwendet, Ihr Sturmgewehr?

Bidmon:
Zur Kalaschnikow greife ich nur in Notwehr. Das war am 28. ­August der Fall, da wurden wir in der Nacht angegriffenen. Da geht’s nur ums nackte Überleben. Kann sein, dass ich jemanden erwischt habe, verletzt wurden sicher ein paar.

ÖSTERREICH:
Sie haben zwei Söhne in Wien, acht und 14 Jahre. Was sagt ­eigentlich Ihre Frau?

Bidmon:
Am Anfang war sie nicht begeistert von meiner Idee. Mittlerweile ist sie aber stolz auf mich.

ÖSTERREICH:
Werden Sie wie ein Söldner bezahlt?

Bidmon:
Nein, wir sind keine Söldner, wir sind Freiwillige und bekommen keinen Sold. (wek)

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