Sanchez belud nach eigener Aussage Flugzeuge mit großen Mengen Marihuana.
Im US-Prozess gegen den mexikanischen Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman hat eine seiner früheren Geliebten geschildert, wie er sie in den Handel mit tonnenweise Drogen eingespannt habe. Die heute 29 Jahre alte Lucero Guadalupe Sanchez Lopez sagte am Donnerstag (Ortszeit) vor dem Gericht in New York, sie habe "El Chapo" mit 21 Jahren kennengelernt.
Ihre Beziehung habe im Februar 2011 begonnen, als Guzmans Frau gerade mit Zwillingen schwanger war. Sie habe immer gedacht, es sei "eine romantische Beziehung", sagte Sanchez. Dann berichtete sie, wie der Drogenbaron sie ins "Goldene Dreieck" zwischen den mexikanischen Bundesstaaten Durango, Sinaloa und Chihuahua schickte, um dort "gutes, schönes und billiges" Marihuana zu kaufen. Sie habe Flugzeuge mit bis zu 400 Kilogramm der Droge beladen.
"Die Mafia tötet Menschen, die nicht zahlen"
Für diese Arbeit habe sie nie eine Bezahlung erhalten, sagte Sanchez. Die Anklage legte dar, sie habe mit Guzman über verschlüsselte Botschaften zu dem Marihuana-Schmuggel kommuniziert. Sanchez sagte aus, sie habe Angst gehabt, dass Guzman ihr etwas antue. Er habe ihr geschrieben: "Die Mafia tötet Menschen, die nicht zahlen oder verraten, aber nicht die, die es ernst meinen."
Sanchez war 2017 beim Grenzübertritt in die USA festgenommen worden. Sie ist wegen Verschwörung zum Handel mit Kokain angeklagt. Ihr droht eine Haftstrafe zwischen zehn Jahren und lebenslänglich. Sie hofft auf Strafmilderung, weil sie mit der Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen gegen "El Chapo" kooperiert. Der 61-Jährige soll neben seiner deutlich jüngeren Frau Emma Coronel vier oder fünf Geliebte gehabt haben.
Guzman muss sich in New York unter anderem wegen Drogenschmuggels, Waffenhandels und Geldwäsche verantworten und mit einer lebenslangen Gefängnisstrafe rechnen. Laut Anklage soll das mexikanische Sinaloa-Kartell unter seiner Führung zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und große Mengen andere Drogen in die USA geschmuggelt haben. Der von massiven Sicherheitsvorkehrungen begleitete Prozess gegen Guzman hatte Anfang November begonnen und ist auf rund vier Monate angesetzt.
Ehefrau lacht über Chapos Ex-Geliebte
Während El Chapo sich zähneknirschend die belastenden Passagen anhören musste und Sanchez Tränen vergoss, schien sich Guzmans Ehefrau Emma Coronel Aispuro prächtig zu amüsieren. Laut "New York Post", wirkten zu Beginn von Sanchez’ Aussage sowohl El Chapo als auch seine Ehefrau angespannt und vermieden jeglichen Blickkontakt.
Dann sagte Sanchez über ihre Beziehung zu El Chapo: "Bis heute bin ich verwirrt, ich dachte, wir wären immer noch Partner." Dabei sei ein erstes Lächeln über das Gesicht von Ehefrau Coronel gehuscht. Später habe die Ex-Geliebte derart heftig geweint, dass sie für eine Unterbrechung aus dem Zeugenstand geführt werden musste. Die Ehefrau quittierte dies laut dem Bericht mit vergnügtem Kichern.