Nach Waffenruhe in Nordsyrien

Erdogan schießt mit deutschen Panzern auf Kurden

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Die Türkei benutzt für ihren Angriffskrieg in Nordsyrien deutsche Waffen. 

Nach der Waffenruhe sollten sich – so verhandelten Erdogan und Putin sich das aus – die Kurden aus der "Sicherheitszone" in Nordsyrien zurückziehen. Das ist aber nicht passiert – im Gegenteil: Die YPG nutzte die Woche, um ihre Positionen mit Truppen von Diktator Assad zu verstärken. Dies mündete bereits am Dienstagnachmittag in einer neuen Stufe der Eskalation.

Wie bereits während der Afrin-Offensive im Frühjahr 2018 setzte die türkische Armee – zum ersten Mal bei ihrer aktuellen Militäroperation – ihre Hauptkampfpanzer vom Typ Leopard-2 gegen die Kurdenmiliz YPG und ihre Regime-Unterstützer im Norden des Landes ein. Die Türkei nahe Nachrichtenagentur "Zaytoon" veröffentlichte zwei Videos, die die Panzer deutscher Produktion im Kampf zeigten.

Syrische Regierung ruft Kurden zum gemeinsamen Kampf gegen Türkei auf

Die syrische Regierung von Präsident Bashar al-Assad hat die Kurdenmilizen der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) zum gemeinsamen Kampf gegen die Türkei im Norden des Landes aufgerufen. "Wir stehen in Syrien einem gemeinsamen Feind gegenüber", teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge mit.
 
Kurden und Araber müssten sich angesichts der "türkischen Aggression" vereinen, um "jeden Zentimeter der geliebten syrischen Gebiete wiederherzustellen". ́Die Türkei war am 9. Oktober in Nordsyrien einmarschiert und hatte mit Hilfe von Verbündeten die Kurdenmiliz YPG angegriffen, die sie als Terrororganisation betrachtet. Russland als Schutzmacht Assads und die Türkei hatten sich vergangene Woche dann darauf verständigt, die Grenzgebiete zur Türkei gemeinsam zu kontrollieren. Syrische Grenztruppen und die russische Militärpolizei übernahmen am Dienstag die Kontrolle, die Türkei will dort nach Aussagen von Präsident Recep Tayyip Erdogan ab Freitag zusammen mit Russland patrouillieren.
 
Der Aufruf der Regierung in Damaskus an die von den YPG angeführten SDF scheint auch ein Versuch zu sein, in der Region wieder Fuß zu fassen. Assad hatte seine Truppen im Jahr 2012, in der Frühphase des syrischen Bürgerkriegs, aus den Kurdengebieten zurückgezogen, um woanders im Land gegen Rebellen zu kämpfen. Seitdem verwalteten die Kurden die Region weitgehend selbst, Assad hatte dort faktisch keine Macht mehr. Im Zuge der türkischen Angriffe hatten die Kurden dann aber Damaskus und Moskau um Unterstützung gebeten.
 
Das syrische Innenministerium erklärte sich bereit, für die Bewohner der Region "alle für zivile Angelegenheiten benötigten Dienste" bereitzustellen. Worum es sich bei diesen Diensten genau handelt, blieb unklar. Viele Kurden in Syrien sind staatenlos. Assads Vater und Amtsvorgänger Hafez hatte Zehntausenden Kurden im Nachgang einer Volkszählung 1962 die Staatsangehörigkeit aberkannt. 2011 dürfte die Zahl der staatenlosen Kurden im Land bei über 300.000 gelegen haben.
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