Polizei ließ Wasserwerfer auffahren. Schwere Ausschreitungen auch am Montagabend.
Bei Demonstrationen in Chemnitz nach dem Tod eines 35-Jährigen ist es laut Polizei am Montagabend zu neuen Ausschreitungen gekommen. Durch Würfe von Feuerwerkskörpern und anderen Gegenständen seien einige Menschen verletzt worden, teilte die Polizei Chemnitz auf Twitter mit. Am Abend seien beide Kundgebungen beendet worden, die Lage habe sich beruhigt.
Bei der Kundgebung der Gruppe "Pro Chemnitz" habe es Hinweise auf Hitlergrüße gegeben, meldete die Polizei. Zudem habe ein Bündnis "Chemnitz nazifrei" eine Kundgebung angemeldet. Vereinzelt seien Teilnehmer der verschiedenen Versammlungen aneinandergeraten. Zur Teilnehmerzahl wollte sich die Polizei zunächst nicht äußern.
Am Sonntag waren mehrere hundert Menschen den Aufrufen unter anderem der AfD zu Protesten gegen die Tötung des 35-jährigen Deutschen mutmaßlich durch Ausländer gefolgt. In der Chemnitzer Innenstadt wurden daraufhin Migranten verfolgt und bedroht.
Neonazis stehen vor Haus und fordern einen Gegendemonstranten rauszuholen, brüllen "Holt ihn raus!" #Chemnitz #c2708 pic.twitter.com/t9mp2rKQ8i
— Felix Huesmann (@felixhuesmann) August 27, 2018
Tödlicher Messerstich bei Stadtfest
Anlass des Protestes und einer Gegendemonstration waren gewalttätige Ausschreitungen am Wochenende am Rande des Stadtfestes in Chemnitz. Dabei war ein 35 Jahre alter Deutscher durch Messerstiche getötet worden, zwei weitere Menschen erlitten schwere Verletzungen. Gegen einen 23 alten Syrer und einen 22 Jahre alten Mann aus dem Irak wurde am Montag Haftbefehl wegen Totschlages erlassen. Die Bluttat wurde Auslöser für fremdenfeindliche Ausschreitungen in der Stadt bereits am Sonntag.
An den Demonstrationen am Montagabend nahmen mehrere Tausend Menschen teil. Die Polizei versuchte mit einem Großaufgebot die von Rechten dominierte Protestveranstaltung und eine vom Bündnis "Chemnitz nazifrei" organisierte Veranstaltung zu trennen. Auch Vermummte wurden gesichtet. Nach Berichten von Augenzeugen im Internet kam es wiederholt zu Versuchen der Rechtsextremen, die Kette der Polizisten zu durchbrechen. Die Polizei hatte unter anderem Wasserwerfer auffahren lassen. Am Abend lösten sich beide Demonstrationen.
Ermittlungen nach Messer-Attacke
Sachsens Generalstaatsanwalt Hans Strobl hatte zuvor erklärt, die Ermittlungen zu den gewalttätigen Auseinandersetzungen am Rande des Chemnitzer Stadtfestes übernommen zu haben. Die vor zwei Jahren eingerichtete Sondereinheit Zentralstelle Extremismus Sachsen (ZESA) werde die weiteren Ermittlungen führen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Montagabend in Dresden mit.
"Wir wollen die Ermittlungen konzentriert und beschleunigt führen, damit die mutmaßlichen Täter schnellstmöglich vor Gericht gestellt werden können", erklärte Strobl. Der sächsische Justizminister Sebastian Gemkow (CDU) erklärte, die "zügige Arbeit der Staatsanwaltschaft Chemnitz und der Polizei" zum Tod eines 35-jährigen Mannes und mehrerer Fälle von schwerer Körperverletzung hätten schnell zu ersten Ergebnissen geführt. Diese Taten müssen weiter zügig aufgeklärt werden.
"Aber mit der gleichen Entschlossenheit werden wir die Ermittlungen wegen der anschließenden Ausschreitungen vorantreiben", sicherte Gemkow zu. Daher sei es richtig, dass Strobl die Ermittlungen übernommen habe. "Das Gewaltmonopol liegt einzig und allein beim Staat, und wir werden gegen diejenigen, die das nicht akzeptieren, konsequent vorgehen", erklärte der Justizminister.
Regierung verurteilt "Hetzjagd" auf Ausländer
Die Bundesregierung verurteilte die fremdenfeindlichen Ausschreitungen vom Sonntag. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, Zusammenrottungen und Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens seien inakzeptabel.