US-Experte Bamford:

Faymann auf Abhör-Liste der USA

Teilen

„Wien ist Spionage-Drehscheibe“, sagt US-Experte Bamford.

Weiter Aufregung im Skandal um das Abhören der Handys von Angela Merkel und 34 weiteren Staatschefs durch die NSA. Selbst vor dem Vatikan sollen die US-Spione nicht haltgemacht haben.

Jetzt gibt es Hinweise, dass auf der Liste auch Österreichs Kanzler Werner Faymann stehen dürfte. Einer der bekanntesten NSA-Experten, Bestseller-Autor James Bamford (67, The Puzzle Palace, The Shadow Factory), hält es auf ÖSTERREICH-Anfrage für „sehr wahrscheinlich“, dass NSA-Agenten bei Telefonaten von Faymann mithören. „Wien ist immer noch eine Drehscheibe zwischen Ost und West, ein internationaler Treffpunkt, eine UNO-Stadt“, so Bamford. Die US-Botschaft dort gilt als wichtiger Stützpunkt. Offenbar auch für NSA-Agenten.

200 Nummern. Der britische Guardian hatte berichtet, dass 200 Telefonnummern der Regierungschefs abgehört wurden. Das geht eindeutig aus einem Vermerk in den Geheimunterlagen von NSA-Aufdecker Edward Snowden hervor. „Die Namen sind aber nicht konkret angeführt“, so Mel Tompkins, ein Manager des Britenblattes, zu ÖSTERREICH.

In Washington verteidigte NSA-Chef Keith Alexander die weltweite Schnüffelei: Alle Nationen betreiben Spionage: „Die Europäer haben uns beim Datensammeln massiv geholfen“, so der Chef-Agent.

Inzwischen dehnt sich der Agentenkrieg auch auf Russland aus: Präsident Wladimir Putin soll – wie berichtet – beim G-20-Gipfel in St. Petersburg im September USB-Sticks und Handyladekabel mit Spionage-Software an Merkel & Co. verteilt haben.

Auch Papst war ein Ziel

Nichts scheint heilig: Auch Papst Franziskus und sein Vorgänger Benedikt sollen abgehört worden sein, berichtet das italienische Magazin Panorama. So wurden Gespräche hochrangiger Geistlicher vor dem Konklave am 12. März bespitzelt. Verwanzt war jene Residenz, in der Jorge Mario Bergoglio, der heutige Papst, mit anderen Kardinälen gewohnt hat.

Bank. Bergoglio war bereits 2005 ins Visier der NSA geraten. Panorama zufolge könnten Gespräche abgehört worden sein, die sich auf die Ernennung des Präsidenten der Vatikanbank IOR, Ernst von Freyberg, bezogen haben.


Peter Pilz: "NSA hat Vertrag mit unserem Bundesheer"

Harte Kritik übt Pilz an SP-Verteidigungsminister Gerald Klug. Klug behauptete, er könne keine Auskunft zur Kooperation des Heeresnachrichtendienstes (HNA) mit dem US-Geheimdienst NSA geben. „Hier lügt der Minister“, sagt Pilz zu ÖSTERREICH: „Es gibt sogar einen Vertrag zwischen den Diensten.“ Seit mehr als 50 Jahren werden Daten ausgetauscht. Für die USA wurde im Osten und am Balkan gelauscht.
Die Bänder gingen direkt via Frankfurt an die Amerikaner: „Heute sitzt der NSA-Offizier in Prag“, sagt Pilz. Gesteuert wird die Überwachung in Österreich von einer US-Villa in Wien-Pötzleinsdorf aus. Pilz fordert: „Wir brauchen schleunigst ein eigenes Spionageabwehramt.“

H. Bauernebel, K. Wendl

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.