Am Nationalfeiertag

Freude bei verschütteten Bergleuten

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Erste Rettungsbohrung erreichte Kumpel am Freitag.

Mit Begeisterung haben die 33 verschütteten Bergleute in Chile auf die erste Rettungsbohrung reagiert, die sie in fast 700 Meter Tiefe erreichte. Die Bohrung mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern drang am Freitag in einen Gang in der Nähe des Schutzraumes der Männer vor, in den sie sich nach dem Grubenunglück am 5. August flüchten konnten.

Videoaufnahmen zeigten die Freude der Arbeiter angesichts des Durchbruchs, der Wasser und Geröll in die Tiefe schickte. "Viva Chile" riefen die Männer, umarmten sich und lachten in die Kamera.

Diese Freunde passte zu den Festlichkeiten am Samstag anlässlich des chilenischen Nationalfeiertags. Dieser hat in diesem Jahr eine besondere Bedeutung, da Chile seinen 200. Jahrestag feiert. Am 18. September 1810 erklärten einige Siedler und Indianer in der damaligen spanischen Kolonie ihre Unabhängigkeit. Der Krieg, der danach begann, wurde schließlich 1818 gewonnen.

Das Schicksal der eingeschlossenen Bergleute ist aber auch symbolisch für die großen Probleme des Landes. Denn die betroffenen Arbeiter gehören zu denjenigen, die am Rand einer sonst reichen und modern ausgestatteten Industrie beschäftigt sind. Die großen Bergbaukonzerne Chiles, die 40 Prozent der Staatseinnahmen erwirtschaften, sind reich und verfügen über modernste Technik. Am unteren Ende stehen Minen wie die in der Atacama-Wüste, in der sich das Unglück ereignete.

Noch mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlen sich die Mapuche-Indianer, die Ureinwohner Chiles, die sich immer der spanischen Besetzung ihres Landes widersetzt hatten. "Die Mapuches haben nichts zu feiern", sagte ein Sprecher der Indianer, Manuel Chocori der Nachrichtenagentur AP. 34 inhaftierte Mapuche sind inzwischen seit 67 Tagen im Hungerstreik. Die Indianer fordern Landrechte und mehr Unterstützung durch die Regierung.

Die eingeschlossenen Bergleute, deren Rettung zur nationalen Aufgabe wurde, sind derzeit aber bester Stimmung. "Wir sind sehr erfreut darüber, was heute geschehen ist", sagte einer der Männer, Mario Sepulveda, der zu einem Sprecher der Gruppe wurde. Jetzt sei es Zeit für die dritte und letzte Phase, erklärte ein anderer Mann. Zunächst war die Regierung davon ausgegangen, dass es unter günstigsten Umständen bis Anfang November dauern würde, die Männer aus der Tiefe zu bergen. Bergbauminister Laurence Golborne sagte am Freitag, man liege ein wenig vor dem Zeitplan.

Trotzdem wird es wohl noch mehr als sechs Wochen dauern, den Rettungsschacht so zu verbreitern, dass die Kumpel in einem Korb einzeln nach oben geholt werden können. Die Männer sitzen seit 46 Tagen in der Gold- und Kupfermine in San José in der Atacama-Wüste fest.

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