Flüchtlinge

Gelbe Karte der EU für Athen

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Die griechischen Pressestimmen reagierten mit Angst und Empörung.

Mit einer Mischung aus Angst und Empörung haben am Dienstag die griechische Presse und die Regierung auf Drohungen aus der EU reagiert, Griechenland aus dem Schengen-Raum auszuschließen, wenn es seine Seegrenze zur Türkei nicht besser schütze. Auf dem Seeweg kommen täglich viele Migranten nach Griechenland und damit nach Europa.

Gefahr der Isolierung
"Sie (die EU-Innenminister) haben uns die Gelbe Karte gezeigt", titelte die konservative Zeitung "Eleftheros Typos". Griechenland laufe Gefahr, über die Sperrung seiner Nordgrenzen für Migranten isoliert zu werden. "Sie wollen uns in Quarantäne stellen", berichtete die Zeitung weiter in ihrem Nachrichtenportal. Dann könnten Zehntausende Migranten in Griechenland in der Falle stecken.

Geld- und Personalmangel
"Letzte Chance für die Hotspots", titelte die konservative Zeitung "Kathimerini". Bis Mitte Februar müssten alle Aufnahmezentren auf den Inseln fertig sein. Allerdings sei auch die EU im Rückstand mit ihrer versprochenen Hilfe, worauf der Migrations-Vizeminister seine EU-Kollegen hingewiesen habe. Es fehlten noch Personal und Geld. Zudem habe der Zustrom von Flüchtlingen aus der Türkei nicht aufgehört.

Sündenbock
Das Nachrichtenportal der Traditionszeitung der politischen Mitte "To Vima" berichtet, Athen habe den Eindruck, es werde angesichts der Ratlosigkeit in der EU in Zusammenhang mit der Migrationskrise nun nach Sündenböcken gesucht – und der sei im Moment Griechenland.

Meeresgrenze unkontrollierbar
In zahlreichen Nachrichtenportalen wird zudem hervorgehoben, dass selbst die europäische Grenzschutzagentur Frontex zugibt, die Grenze im Meer könne nicht kontrolliert werden. Der Frontex sei "aktuell keine Möglichkeit bekannt", wie man Flüchtlinge in der Ägäis davon abhalten könne, nach Griechenland zu kommen, ohne internationales Recht zu verletzen. Gleiches berichtete die Frontex-Sprecherin Ewa Moncure gestern in einem APA-Interview.

"Politischer Opportunismus"
Das griechische Außenministerium hatte bereits am Sonntagabend erklärt, wer das illegale Zurückdrängen der Schutzsuchenden in die Türkei fordere, der solle so ehrlich sein, das auch offen zu sagen. "Alles andere ist politischer Opportunismus", hieß es in der Erklärung des stellvertretenden Außenministers Nikos Xydakis.
 

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