COP26 in Glasgow

Greenpeace: "Klimakonferenz droht, Blablabla-Gipfel zu werden"

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Eine ernüchternde Bilanz hat Greenpeace Österreich am Sonntag zur Halbzeit der UN-Klimakonferenz "COP26" gezogen und vor allem die österreichische Regierung kritisiert.  

Die Konferenz drohe, "zu einem reinen Blablabla-Gipfel zu werden", die Umweltorganisation sprach von "schwammigen Formulierungen" und "viel zu späten Ausstiegsterminen". Österreich sei kein Vorbild: Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) sei mit leeren Händen zur Konferenz gereist.

"Nägel mit Köpfen"

Greenpeace forderte von Umweltministerin Leonore Gewessler, nun "Nägel mit Köpfen" zu machen und "klare Klimaschutz-Ansagen" zu treffen. Ein erster wichtiger Schritt sei Österreichs Beitritt zum Statement der ehrgeizigen Klimaschutz-Länder gewesen. Jetzt müssten Taten folgen. Daher forderte Greenpeace, "das nationale Klimaschutzgesetz auf Schiene zu bringen und Mega-Straßenbauprojekte wie die Lobau-Autobahn zu stoppen".

Dazu muss laut Greenpeace dem globalen Handel mit CO2-Zertifikaten eine Absage erteilt werden. "Dieser ist eine Sackgasse und würde viele Klimaschutzbemühungen zunichtemachen", so die Umweltschützer. Außerdem gelte es, die Mittel zur Unterstützung der Entwicklungsländer deutlich zu erhöhen und ein klares Bekenntnis zum Ende der fossilen Energien zu verankern. Daran werde auch der Erfolg der diesjährigen Klimakonferenz gemessen werden.

Unterdessen forderten internationale Umweltverbände und Entwicklungsorganisationen, dass reiche Staaten ihre Klimahilfen für arme Länder drastisch aufstocken. Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan bezifferte den Finanzbedarf der weniger entwickelten Länder auf mehrere Billionen. Nur so könne sich der globale Süden an die fatalen Folgen der Erderhitzung wie immer mehr Dürren und Überschwemmungen anpassen und auch klimaschädliche Treibhausgase reduzieren.

Industrieländer Urheber der Klimakrise

Die Klimaexpertin der Organisation Oxfam, Nafkote Dabi, machte die Industrieländer als Urheber der Klimakrise verantwortlich. Arme Länder litten am meisten darunter. Diese Ungerechtigkeit müsse ausgeglichen werden. Sie prangerte zudem einen ökologischen Vandalismus vor allem von "Superreichen" an, deren Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen weit über dem der übrigen Menschheit liege. Klimaschädlicher Luxus gehöre hoch besteuert oder verboten.

Greenpeace-Klimaexpertin Lisa Göldner warf der Europäischen Union vor, es beim Gipfel an Führungsstärke fehlen zu lassen. An EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen appellierte sie, den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas voranzutreiben. Zugleich warnte sie die rund 200 in Schottland vertretenen Staaten davor, einen weltweiten Kompensationshandel für Emissionen einzurichten. Dies lieferte den Industriestaaten eine "weitere Ausrede", den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu verzögern.
 

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