Bei einem Sonderparteitag stimmte die SPD für die GroKo. Auch Merkel atmet auf.
Bonn. Stoßseufzer der Erleichterung unter den Spitzen der SPD rund um Martin Schulz auf dem Sonderparteitag der deutschen Sozialdemokraten in Bonn: Soeben war das Ergebnis der Abstimmung unter den 642 Delegierten verlesen worden. 372 stimmten dafür, mit CDU und CSU um eine neuerliche Große Koalition (GroKo) zu verhandeln, 279 waren dagegen, einer enthielt sich.
Merkel atmet auf. Auch Angela Merkel im Berliner Kanzleramt konnte aufatmen. Denn das Ja der SPD rettet höchstwahrscheinlich ihre Kanzlerschaft. Bei einem Nein wären Neuwahlen kaum noch zu vermeiden gewesen. Fraglich, ob Merkel, die auch in ihrer CDU nicht mehr unumstritten ist, dabei triumphieren würde.
Ganz Europa. Angesichts der Tragweite der Entscheidung war die Spannung unter den SPD-Delegierten mit Händen zu greifen. „Ganz Europa schaut heute auf uns“, sagte Martin Schulz, Chef der deutschen Sozialdemokraten, in seiner Rede vor der entscheidenden Abstimmung.
Nervöser Schulz. Der sichtlich nervöse Schulz appellierte an die Delegierten, „im Interesse der Menschen im Land und in Europa“ Koalitionsverhandlungen zuzustimmen. Es half: Mit fast 100 Stimmen Vorsprung fiel der Sieg für das Ja-Lager relativ klar aus.
Koalition müssen 440.000 SPD-Mitglieder zustimmen
Zitterpartie. Befürworter und Gegner der GroKo lieferten sich vier Stunden lang heftige Rededuelle. Schulz versprach, mehr Forderungen der Sozialdemokraten durchzusetzen. „Die Union muss sich bewegen“, sagte Schulz und kündigte ein Ergebnis an, „mit dem wir mit gutem Gewissen vor unsere Mitglieder treten können“. Denn am Ende sollen alle 440.000 Mitglieder der SPD über den Koalitionsvertrag abstimmen. Die nächste Zitterpartie ist programmiert. (baa)