Japan

Erneutes Beben: Noch ein AKW beschädigt

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Vorfälle in mehreren Atom-Kraftwerken des Landes nach Erdbeben.

Ein neuerliches Beben im Nordosten Japans hat zu Vorfällen in mehreren Atomkraftwerken des Landes geführt. Im Reaktor 2 des Akw Onagawa in der Präfektur Miyagi schwappte leicht radioaktives Wasser aus einem Abklingbecken für Brennstäbe, wie die Atomsicherheitsbehörde und die Betreiberfirma am Freitag mitteilten.

Neuer Albtraum für die Japaner
Es ist, als ob der Albtraum einfach kein Ende nimmt. Im Nordosten Japans schwankten am Donnerstag erneut die Häuser: Vier Tote und mehr als 140 Verletzte sind zu beklagen. Das Nachbeben - es war das stärkste seit dem Megabeben vom 11. März - erschütterte die Opfer, die bereits vor vier Wochen alles verloren hatten.

Touristen in Tokio von Beben überrascht

"Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Ich dachte mir, oh Gott, was passiert jetzt?", sagte ein sichtlich geschockter britischer Tourist in der Hauptstadt Tokio, etwa 300 Kilometer südlich vom Epizentrum nahe der Stadt Sendai. Noch viel schlimmer war es für die Tausenden Menschen in den Notlagern im Erdbebengebiet. Sie mussten fürchten, dass sich die Katastrophe wiederholt.

Panik in den Notunterkünften
In einem Sportstadion in der vom Tsunami zerstörten Stadt Minamisanriku liegen die Nerven blank, wie der 70-jährige Takeo Sato der Nachrichtenagentur Kyodo erzählte. Zusammen mit Hunderten anderen Opfern findet er seit vier Wochen in dem Stadion Unterschlupf. Als das Nachbeben begann, stürmten alle nach draußen, berichtete er. Viele fürchteten, unter Trümmern begraben zu werden.

Beben der Stärke 7,1
sorgte für Stromausfall
Das Nachbeben hatte laut japanischer Erdbebenwarte eine Stärke von 7,1 - genug, um den Bahnverkehr in der Region zum Erliegen zu bringen und weitere Gebäude zu zerstören. Mehr als vier Millionen Haushalte in der Region waren für Stunden ohne Strom. Seit Wochen warnten Experten vor neuen, heftigen Beben. "Es gab weder Radio noch Fernsehen während des Stromausfalls. Wir waren alle sehr besorgt", sagte Sato. Die Flüchtlinge haben Angst, wieder von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, ohne lebensrettende Informationen.

Stromversorgung eines AKW beeinträchtigt

Das Nachbeben beschädigte jedoch die Stromversorgung am Atommeiler in Onagawa, einer Hafenstadt etwa 120 Kilometer nordöstlich des Katastrophenmeilers in Fukushima. Am 11. März noch suchten Hunderte von Anrainer Schutz vor dem zerstörerischen Tsunami im Kraftwerk Onagawa. Es galt als der bei weitem sicherste Ort in der Umgebung.
 

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17:00 Uhr: Die EU-Kommission hat die Grenzwerte für den Import von japanischen Lebensmittel gesenkt. Wie Gesundheitsminister Alois Stöger (S) in einer Aussendung sagte, wurde der Wert für das langlebige Radiocäsium bei Lebensmitteln beispielsweise von 1250 Bq/kg auf 500 Bq/kg, bei Milch und Getränken von 1000 Bq/kg auf 200 Bq/kg und bei Babynahrung von 400 Bq/kg auf 200 Bq/kg gesenkt.

16:45 Uhr: Ungünstiger Nordwind weht am Wochenende in Japan die radioaktiven Stoffe aus der Atomanlage Fukushima in Richtung des Großraums Tokio. Das berichtet n-tv. Der Grund sei der Übergang von einem Tief- zu einem Hochdruckgebiet, sagt ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes. Zum Glück verschwinde das Regenband, das am Freitag über Japan zog, bereits am Samstagvormittag wieder. Regen in Kombination mit Nordwind kann dafür sorgen, dass radioaktive Partikel auch über dem Festland niedergehen.

16:10 Uhr: Der Kraftwerksbauer Toshiba hat laut japanischen Medienberichten ein Angebot zur Stilllegung der zerstörten Atommeiler von Fukushima vorgelegt. Innerhalb der nächsten zehn Jahre will das Unternehmen demnach unter anderem die Brennstäbe aus den von Erdbeben und Tsunami schwer getroffenen Reaktoren entfernen.

15:50 Uhr: Das japanische Kaiserpaar hat am Freitag erneut Opfer der Atomkatastrophe von Fukushima getroffen. Genau vier Wochen nach Beginn der Havarie besuchten Staatsoberhaupt Akihito und seine Frau Michiko in der Tokioter Nachbarprovinz Saitama eine Schule, in der rund 1.200 Menschen Zuflucht gefunden haben.

15:04 Uhr:  "Japans Wirtschaft ist wegen der Folgen des Erdbebens abrupt in eine schlimme Lage geraten", schrieb die Regierung am Freitag nach ihrer monatlichen Umfrage unter Dienstleistern. Deren Geschäftsklima ist so schlecht wie zuletzt auf dem Höhepunkt der Finanzkrise. In der Industrie sieht es derzeit noch trüber aus. "Die Produktion wird bis auf weiteres niedrigem Niveau verharren", schrieb die Notenbank in ihrem Monatsbericht.

14.30 Uhr: Nach Südkorea zeigt sich nun auch China besorgt darüber, dass aus dem Atomkraftwerk Fukushima radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifik geleitet wird, berichtet n-tv. Man beobachte die Entwicklung in Japan sehr genau, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Hong Lei.

14.19 Uhr: Angst und Schrecken herrschte während des Nachbebens unter den Tausenden Menschen in den Notlagern: "Es gab weder Radio noch Fernsehen während des Stromausfalls. Wir waren alle sehr besorgt", sagt Takeo Sato (75), der seit dem ersten Beben am 11. März in einem Sportstadion der zerstörten Stadt Minamisanriku Unterschlupf gefunden hat. Die Flüchtlinge haben Angst, wieder von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, ohne lebensrettende Informationen.

13.49 Uhr: Die aktuelle Lage im schwer havarierten AKW Fukushima I: In Block 1 versuchen Arbeiter, das brisante Luftgemisch im Inneren mit Stickstoff zu verdünnen, um eine Wasserstoff-Explosion zu verhindern. Block 2 konnte mit Flüssigglas abgedichtet werden. Block 3 enthält gefährliche Plutonium-Brennstäbe, die Kühlung ist ausgefallen, das Gebäude zerstört. Block 4 wird weiter mit Meerwasser gekühlt. Block 5 und 6 gelten als gesichert.

13.06 Uhr: Innerhalb des Reaktorgebäudes des AKW Onogawa sei die radioaktive Strahlung leicht angestiegen, sagte ein Sprecher des Betreibers Tohoku Electric Power. "Wir versuchen herauszufinden, wo die Lecks sind." Außerhalb der Anlage sei keine erhöhte Radioaktivität gemessen worden.

12.50 Uhr: Schiffe in Japan sollen künftig auf radioaktive Verstrahlung untersucht werden. Schiffe, auf denen eine erhöhte Belastung gemessen werde, dürften die Häfen in Tokio, Kawasaki oder Yokohama nicht mehr Richtung Ausland verlassen, teilte ein Sprecher des Verkehrsministeriums mit. Die Situation in den Tokioter Häfen wurde am Freitag mit "sehr sicher" angegeben.

12.32 Uhr: Die Behörden warnten vor möglichen weiteren schweren Nachbeben in der Region. Die jüngsten Erdstöße lösten zahlreiche Brände aus. Unterdessen denkt die Regierung über eine Ausweitung der Evakuierungszone um den Katastrophenreaktor Fukushima nach. Japanische Medien berichteten, die Regierung könnte auch den Bewohnern außerhalb eines 30-Kilometer-Radius raten, das Gebiet zu verlassen.

12.08 Uhr: Probleme bereitet den Technikern im Werk Onogawa neben den insgesamt acht entdeckten Lecks vor allem ein beschädigtes Teil in einen Turbinengebäude, das den Druck kontrollieren soll.

Schäden am AKW Onagawa

Wasser schwappte aus dem Abklingbecken von Reaktor 2.

Eine Ölspur zieht sich vom Kraftwerk Richtung Meer.

Das Kraftwerk war nach dem ersten Beben am 11. März heruntergefahren worden.

Archivbild des Kraftwerks

Archivbild des Kraftwerks - die Reaktoren

Im AKW Higashidori in der Präfektur Aomori und in der Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho wurde die externe Stromversorgung unterbrochen, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Die Notversorgung funktioniere aber an beiden Orten.

11.47 Uhr: Wegen des Nachbebens wurde im AKW Tomari die Leistung der Reaktoren 1 und 2 gedrosselt, inzwischen sind alle drei Reaktoren wieder bei 100 Prozent Leistung. Das AKW Tomari hat schon das erste Beben am 11. März ohne Schäden überstanden.

11.35 Uhr: Bei dem Nachbeben wurden 4 Menschen getötet, 140 wurden verletzt - 17 davon schwer, berichtet die Agentur Jiji Press. Einige Straßen und Häuser wurden beschädigt. In etwa 4 Millionen Haushalten fiel der Strom aus.

10.55 Uhr: Den größten Wasserverlust gab es in Reaktor 1 des Kraftwerks Onagawa. Einige externe Stromversorgungen für das AKW waren nach dem Erdbeben zusammengebrochen. Eine der defekten Leitungen konnte Freitagfrüh wieder in Betrieb gehen, doch die Kühlung der Abklingbecken brach kurzzeitig zusammen, berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.

10.40 Uhr: Die Situation im Katastrophenreaktor Fukushima hat sich durch das erneute Erdbeben nicht verändert. Es gebe keine neuen Schäden, versichert Betreiber Tepco. In Fukushima bemühen sich die Arbeiter weiterhin, den drohenden Super-GAU zu verhindern.

10.06 Uhr: Zwei der insgesamt drei äußeren Stromversorgungen des AKW Onigawa waren ausgefallen. Der Meiler ist seit dem verheerenden Erdbeben zwar abgeschaltet, benötigt aber weiterhin Strom zur Abkühlung der Brennelemente. Eine übriggebliebene Stromquelle versorge das Kraftwerk ausreichend, hieß es.

09.45 Uhr: Die gemessene Strahlung im beschädigten AKW Onogawa sei deutlich unter den Grenzwerten geblieben. Auch an anderen Stellen im Akw seine kleine Wasserpfützen entdeckt worden. Das Atomkraftwerk war nach dem Beben und Tsunami vom 11. März heruntergefahren worden.

Nach Angaben eines Mitarbeiters der Atomsicherheitsbehörde fielen in Onagawa sowie in den Kraftwerken Rokkasho und Higashidori in der Präfektur Aomori externe Stromversorgungssysteme für Kühlanlagen aus. In jedem der betroffenen Akw liefen aber Notsysteme.

Das Atomkraftwerk Onagawa liegt rund 100 Kilometer nördlich des Unglückatomkraftwerks Fukushima 1. Dort gab es nach Angaben der Atomsicherheitsbehörde und der Betreiberfirma Tepco keine weiteren Schäden durch das erneute Erdbeben.

Beben mit Stärke 7,1
Das schwere Beben der Stärke 7,1 hatte sich am späten Donnerstagabend in der Katastrophenregion im Nordosten des Landes ereignet. Das Epizentrum war nach Angaben der japanischen Wetterbehörde rund 40 Kilometer von der Küste der Präfektur Miyagi entfernt, die von dem Beben der Stärke 9,0 und dem darauffolgenden Tsunami am 11. März am schlimmsten getroffen worden war. Die Behörden erließen eine Tsunami-Warnung, hoben sie nach rund 90 Minuten aber wieder auf.

Japaner flüchten vor Beben ins Freie



Bei dem neuen Beben kamen nach neuesten Angaben von Medien und Behörden mindestens vier Menschen ums Leben. Rund 140 Menschen seien verletzt worden, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji. Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde starb eine 63 Jahre alte Frau, als ihr Beatmungsgerät infolge eines durch das Beben verursachten Stromausfalls aussetzte.

Lesen Sie auf Seite 2: Sorge um das AKW Fukushima


Sorge um AKW Fukushima
Neuerlich Alarmstufe Rot im Katastrophen-AKW Fukushima Daiichi: Eine 50 Zentimeter hohe Flutwelle war am Fundament der GAU-Meiler erwartet worden. Arbeiter wurden kurzfristig in höhere Stücke der noch stehenden Gebäude evakuiert, so ein Sprecher der Betreiber-Firma Tepco. Bange Minuten gab es kurz nach dem Beben, da vorerst der Kontakt zum AKW abgebrochen war.

Die größte Sorge: Die durch die Explosionen stark ramponierten Gebäude rund um die partiell geschmolzenen Reaktorkerne der Blöcke 1, 2 und 3 könnten durch die neuen Erschütterungen Schaden nehmen. Dazu sind die Keller der Gebäude mit 60.000 Tonnen radioaktivem Kühlwasser gefüllt.

Gerade konnten Tepco-Ingenieure ein Leck stopfen, aus dem Wasser mit Jod-131-Werten von 7,5 Millionen Mal über den gesetzlichen Grenzwerten austrat. Experten befürchten: Durch das schwere Nachbeben könnten nun neue Risse entstanden sein. Groß ist die Gefahr auch weiterhin für neuerliche Explosionen: Seit Mittwoch pumpte die Werksleitung Stickstoffgas in die Räume nahe der Reaktoren. Die US-Regierung hatte in einem Geheimreport vor neuen Wasserstoffdetonationen gewarnt. Solche Explosionen hatten in den Tagen nach dem März-Beben die Gebäude der Reaktoren 1 und 2 zerstört. (H. Bauernebel)

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