Rauch steigt auf

Japan: AKW Fukushima teilweise evakuiert

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Inzwischen sollen alle sechs Reaktoren wieder Strom haben.

Nach dem verheerenden Tsunami stemmt sich Japan weiter gegen einen Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima. Die Betreiberfirma Tepco berichtet, dass alle sechs Reaktorblöcke wieder Strom haben. Als letztes sind die besonders schwerbeschädigten Blöcke 3 und 4 wieder angeschlossen worden. Im Reaktor 5 arbeite eine Pumpe bereits wieder mit Elektrizität aus dem Netz.

Wegen Rauch evakuiert
Am Montag wurde das AKW teilweise evakuiert. Die Arbeiter, die sich in der Nähe des Reaktors 3 befunden hätten, seien am Nachmittag (Ortszeit) in Sicherheit gebracht worden, weil Rauch aus Reaktor 3 aufsteige, teilte der Betreiber Tepco mit. In den Brennelementen dieses Reaktors befindet sich hochgefährliches Plutonium. Nur wenig später qualmte es auch über Block 2. Bei dem Qualm soll es sich aber nicht um Rauch, sondern um Dampf handeln, der nicht aus dem Abklingbecken komme.

Die genauen Ursachen für die Rauch- bzw. Dampfentwicklung des Katastrophen-Kraftwerks waren zunächst unbekannt. In beiden Blöcken gibt es unter anderem Probleme mit der Kühlung der ausgebrannten Brennstäbe.

Die Einsatzkräfte haben zuvor die Kühlung von beschädigten Reaktoren mit Wasserwerfern fortgesetzt. Die Feuerwehrmänner und Soldaten der japanischen Streitkräfte besprühten die Reaktorblöcke 3 und 4 mit Meerwasser, wie der Fernsehsender NHK berichtete. Im Reaktorblock 2 richten sich die Bemühungen darauf, nach der Wiederherstellung der Stromversorgung zentrale Funktionen im Kontrollraum in Gang zu bringen.

Bei Inspektion geschlampt
Bei der Inspektion des AKW Fukushima Eins hat es offenbar massive Unregelmäßigkeiten gegeben. Das geht aus einem Bericht der japanischen Atomsicherheitsbehörde hervor, der neun Tage vor dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami veröffentlicht wurde.

Ungünstige Wetterlage
Probleme könnte die ungünstige Wetterlage in Japan bringen: Laut ZAMG liegt derzeit eine Störung über dem Land, mit Regen in der Region um das AKW. Die Ausbreitungsrechnungen zeigten für Montag und Dienstag, dass eine potenzielle Strahlenwolke über dem Krisengebiet zirkulieren und ausgewaschen werden würde. Die Problematik sei sehr lokal begrenzt. Am Mittwoch sollte die Strahlung wieder auf den Pazifik transportiert werden.

Bis zu 10 Jahre
Die Entsorgung der Reaktoren des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Eins könnte nach Einschätzung eines Experten bis zu zehn Jahre dauern. Das berichtete die Zeitung "Asahi Shimbun" am Montag in ihrem Facebook-Profil und berief sich auf einen Informanten des AKW-Betreibers Tepco. Wegen radioaktiver Strahlung sei es sehr wahrscheinlich, dass die beschädigten Brennelemente in den Reaktordruckbehältern der Blöcke 1, 2 und 3 nicht abmontiert werden könnten, sagte der Informant der Zeitung. Die Blöcke 5 und 6 hätten dagegen keinen großen Schaden davongetragen. Theoretisch könnten sie deswegen wieder in Betrieb genommen werden.

"Mit Blick auf die Gefühle der Anrainer wäre es allerdings schwierig, den Betrieb wieder aufzunehmen. Die Entsorgung aller sechs Reaktoren ist daher unvermeidlich", wird der Tepco-Mitarbeiter zitiert.

Am Sonntag hatte Regierungssprecher Yukio Edano die Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerks als nahezu unmöglich bezeichnet. Laut der Zeitung soll zudem der Bürgermeister der Stadt Koriyama in der Präfektur Fukushima, Masao Hara, Wirtschaftsminister Banri Kaieda darum gebeten haben, Fukushima Eins nicht mehr in Betrieb gehen zu lassen.

166 Milliarden Euro
Die Weltbank schätzt die Schäden durch das schwere Erdbeben und den Tsunami auf 122 bis 235 Milliarden US-Dollar - das sind bis zu 166 Milliarden Euro. Die Folgen des Atomunfalls seien für Japan und die ganze Region dagegen noch nicht abschätzbar, schreibt die Entwicklungsorganisation in einer Wirtschaftsprognose für die Ostasien- und Pazifikregion, die sie am Montag in Singapur veröffentlichte.
 

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