Auf Trainingslager in Japan

Judoka Paischer: "Es schüttelt immer wieder"

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Salzburger und sein Physiotherapeut wohlauf - Hotel evakuiert.

Die kleineren Beben in den vergangen Tagen hat Ludwig Paischer nicht einmal gespürt. Anders jenes am Freitagnachmittag (Ortszeit). Der Olympia-Silbermedaillengewinner von Peking 2008 befindet sich derzeit auf Judo-Trainingslager in Japan und war im fünften Stock in seinem Hotelzimmer in Tokio, als es losging.

"Ich bin gerade vom Training heimgekommen und wollte mich ein bisschen hinlegen und dann in die Kraftkammer gehen. Zuerst dachte ich, ich bilde mir das ein, als das Wasser in der Mineralwasserflasche zu schaukeln angefangen hat. Doch dann hat der Fernseher gewackelt und es ist Vollgas losgegangen", schilderte Paischer im Telefonat mit der APA - Austria Presse Agentur.

Sofort wurde die Evakuierung des Hotels veranlasst, Angestellte liefen durch das Gebäude und forderten die Gäste auf, dieses zu verlassen. Wenig später fand sich Paischer mit seinem Physiotherapeut Othmar Haag auf den Straßen Tokios wieder - inmitten einer Menschenmenge. "Unser Hotel Dormy Inn Suidobashi befindet sich direkt neben einer großen Baseballhalle, da ist eine große Vidiwall, davor standen tausend Leute und schauten, was vom Erdbeben gezeigt wurde", erklärte der 29-jährige Salzburger.

Alle Geschäfte und Restaurants seien zu diesem Zeitpunkt schon geschlossen gewesen, er wollte sich eigentlich Wasser besorgen und wo hineinsetzen, weil er nicht einmal Socken anhatte. Sichtbare Zeichen von Zerstörung habe er aber nicht gesehen. "Ich habe dann in Wikipedia geschaut, die Häuser hier dürften sehr stabil gebaut sein. Unser Hotel hat nur acht Stockwerke, aber rundherum sind sehr hohe Häuser." Nach einiger Zeit durften Paischer und Haag wieder in das Hotel zurück, wo sie erst einmal abwarten wollten. "Es schüttelt immer wieder. Ich habe den Fernseher eingeschaltet und sehe, dass es an der Küste aber viel schlimmer ist", wusste Paischer.

Das Beben der Stärke 8,9 hatte sich am Freitagnachmittag etwa 382 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio ereignet, das Epizentrum lag vor der Küste des Landes. Eine zehn Meter hohe Flutwelle traf den Hafen der Stadt Sendai an der Ostküste. Mittlerweile war für fast die gesamte Pazifik-Region eine Tsunami-Warnung ausgegeben worden.

Nach dem Erdbeben hat Paischer möglich schnell Kontakt mit Familie und Freunden aufgenommen, um mitzuteilen, dass ihm nichts passiert sei. Die Telefonleitungen würden immer immer abbrechen, am stabilsten sei sein österreichisches Handy. Telefoniert hat er auch mit Taro Netzer vom Judo-Landesverband Salzburg. "Ich war froh, dass es ihnen gut geht und nichts passiert ist. Aber wenn die Erde permanent bebt, ist das schon ein schlechtes Gefühl", sagte Netzer zur APA.

Vergangene Woche war Netzer selbst auch in Japan bei Paischer gewesen und hatte die kleineren Erschütterungen wahrgenommen. Der erste Teil des Trainingslagers wurde in der Nähe von Ichihara absolviert, das mit dem Zug in rund eineinhalb Stunden von Tokio aus erreichbar ist. Dazu Paischer: "Dort brennt jetzt die Raffinerie."

Der Aufenthalt von Paischer in Tokio ist bis 18. März geplant, man werde jetzt abwarten, wie sich die Lage entwickle bzw. ob Training überhaupt möglich sei, meinte er. Mit der U-Bahn benötigt er eine Stunde, um in den Bezirk von Tokio zu kommen, in dem er derzeit trainiert. "Ich werde mal schauen, ob ich mehr herausfinde. Ich verstehe aber nicht wirklich viel von dem, was gesagt wird. Man bekommt ja nur mit, ob die Leute nervös sind. Und das sind sie schon sehr." Die U-Bahn von Tokio war am Freitag eingestellt worden. Die Hochgeschwindigkeitszüge wurden gestoppt.
 

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Tsunami und Erdbeben in Japan