Freundin wartete mit Peitsche

Kachelmann-Prozess: Protokoll der Sex-Nacht

Teilen

Der Vergewaltigungsprozess in Mannheim wurde ausgesetzt.


Landgericht, ein braun getäfelter Saal. Neonlicht. Zweiter Prozesstag gegen Jörg Kachelmann. Die Richterbank an der Frontseite. Links daneben Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge. Rechts Jörg Kachelmann (53), der Angeklagte, und seine Anwälte. Kachelmann trägt Anzug, Krawatte.

Direkt gegenüber eine blonde, schlanke Frau. Dunkel gekleidet. Es ist die 37-jährige Radiomoderatorin Sabine W. (Name geändert). Die Frau, die den Wettermann angezeigt hat.

„Halt die Klappe oder du bist tot“, habe er gedroht
Staatsanwalt Oltrogge verliest die Anklage. Er wirft Kachelmann vor, seine langjährige Geliebte, die sich von ihm trennen wollte, mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben: „Halt die Klappe oder du bist tot“, habe er gedroht. Danach habe er sie vergewaltigt, gewürgt. Schwere Hämatome am Hals habe das verursacht.

Sabine W. reagiert emotional bei der Verlesung der Anklageschrift. Kachelmann scheint völlig ruhig. Keine Mimik, keine Gestik. Als der Staatsanwalt die Szene beschreibt, blicken sich Angeklagter und Opfer direkt in die Augen. Beide halten dem Blick stand. Etwa zehn, elf Sekunden lang. Dann schauen beide weg. Die Frau steht auf, verlässt den Saal. Kein Blick mehr für den Angeklagten. Kachelmann schweigt: „Er wird in der Hauptverhandlung keine weiteren Einlassungen abgeben“, sagt sein Anwalt. Heißt: Kachelmann wird weiter schweigen.

Die Handschellen und Reitgerte lagen bereit
Kachelmann spricht nicht. Dafür lässt Richter Michael Seidling, laut „Bild“, das Protokoll von Kachelmanns Vernehmung vor Gericht am 24. März verlesen. Ein Protokoll mit enormer Sprengkraft. Kachelmann beschreibt darin die Nacht, in der er die Radiomoderatorin vergewaltigt haben soll. Kachelmann: „Wir hatten uns per SMS verabredet. Frau W. wollte nackt auf dem Bett warten.“

Und weiter: „Ihr Strickkleidchen war bereits hochgeschoben, als sie mich empfing. Sie hielt die Handschellen in der einen Hand, hatte eine Reitgerte bereitliegen. Wir hatten zunächst oralen und dann normalen Geschlechtsverkehr. Ich gehe davon aus, dass sich auf dem Sofa noch DNA-Spuren finden.“

"Hatte Messer nicht in der Hand"
Nach Sex und Essen kam das Beziehungsende. Der Wettermann gab gegenüber der Moderatorin zu, mit einer anderen Frau in Kanada gewesen zu sein: „Danach sah sie keine Vertrauensbasis für eine Beziehung mehr. Ich habe nicht gekämpft. Wir haben uns normal, aber emotional verabschiedet.“

Auf die Frage, ob er am Tatabend seine Ex-Freundin mit dem Messer bedroht habe, antwortete er: „Nein, ich hatte das Messer nicht in der Hand. Ich kann mich nicht erinnern, an jenem Abend das Messer berührt zu haben.“ Zu den Druckstellen am Hals der Frau sagte er: „Sie muss sich diese Verletzungen selbst zugefügt haben.“ Es steht also weiterhin Aussage gegen Aussage. Kachelmann drohen im Falle einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft. Nächste Runde: Mittwoch.

Autor: Karl Wendl

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.