Wegen Corona

Kind in Säure ausgelöst: Mafioso durfte jetzt heim

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Wegen Corona wurden zahlreiche Mafiosi aus der Haft entlassen und in den Hausarrest gestellt.

376 Mafiosi und Drogendealer haben in den vergangenen Tagen wegen der Coronavirus-Pandemie in Italien überfüllte Strafanstalten verlassen können und wurden unter Hausarrest gestellt. Darunter zählen mehrere ältere Bosse mit Vorerkrankungen, für die die Ansteckungsgefahr wegen Covid-19 in den Strafanstalten besonders hoch ist.
 
Zu den älteren Mafiosi mit Vorerkrankungen, die das Gefängnis verlassen durften, zählen auch einige zu lebenslänglicher Haft verurteilte Bosse, was Empörung in der italienischen Öffentlichkeit auslöste. Besonders brisant ist die Entlassung von Franco Cataldo. Der inzwischen 85-Jährige war daran beteiligt, den zwölfjährigen Giuseppe Di Matteo 1996 zu entführen. Der Bub wurde erwürgt und anschließend in Säure aufgelöst. Cataldo wurde deshalb zu lebenslanger Haft verurteilt.
Kind in Säure ausgelöst: Mafioso durfte jetzt heim
© AFP
 
Das Gefängnis verlassen durfte auch Leoluca Bagarella (siehe Bild oben). Der 78-Jährige ist der ehemalige Schwager von Mafia-Boss Totò Riina und wurde wegen mehrerer Morde verurteilt. 
 

Minister rudert zurück

Die Freilassung der Mafiosi sorgte für heftige Kritik in Italien, jetzt rudert Justizminister Alfonso Bonafede zurück. Nach viel Streit um seinen Erlass kündigte Bonafede an, diese Regelung rückgängig machen zu wollen. Er begründete den Schritt damit, dass die Infektionsgefahr in der aktuellen Phase weniger akut sei. 
 
Die Pläne Bonafedes wurden vom Anti-Mafia-Oberstaatsanwalt Federico Cafiero de Raho begrüßt. Zumindest die gefährlichsten Mafiosi, die die Haft unter strengster Isolierung verbrachten, sollten wieder in die Strafanstalten zurückgebracht werden, sagte der Staatsanwalt. Bonafedes Partei, die in Italien regierende Fünf-Sterne-Bewegung, hatte den Minister vor dem Vorwurf verteidigt, dass er sich von Mafiosi habe beeinflussen lassen. Dieser Vorwurf sei unannehmbar, sagte Ex-Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio.
 
Besonders die rechte Lega um Oppositionschef Matteo Salvini hatte in den vergangenen Tagen lautstark gegen Verlegungen von einzelnen Mafia-Mitgliedern aus der Zelle in den Hausarrest protestiert. Salvini bezeichnete den nun erfolgten Regierungsbeschluss als Ergebnis des Drucks von Bürgern und seiner Partei.
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