Interview

Kurz: "Trump hat genaues Drehbuch"

Ex-VP-Kanzler Kurz über den „Dealmaker“ Trump und was er mit radikalen Zoll-Politik bezwecke

oe24: Trumps Strafzölle lösen einen Handelskrieg aus. Sie haben ihn persönlich kennengelernt. Warum geht er auf diesen Eskalationskurs?
Sebastian Kurz: Als Donald Trump das erste Mal Präsident wurde war er selbst überrascht und seine Administration nicht gut vorbereitet. Das ist der Unterschied zu seiner zweiten Amtszeit. Da hatte er Jahrelange intensive Vorarbeiten geleistet und ein genaues Drehbuch für alle Maßnahmen, vorbereitet, die er nun umsetzt.

oe24: Aber was ist der Hintergrund dieses konkreten Zoll-Drehbuchs?
Kurz: Seine Administration ist der Meinung, dass die internationale Zollpolitik nicht fair ist – weder in Bezug auf China, die da wirklich gewisse Vorteile haben, noch auf Europa. In Europa werden etwa zehn Prozent Zölle auf US-Autos gesetzt. Umgekehrt ist das aber nicht der Fall. Zudem haben die USA 35 Billionen an Staatsschulden und daher den Wunsch einer Zinsanpassung, die die Rückzahlung günstiger macht.

oe24: Dh, Sie glauben Trump will eine bewusste Rezession, damit die Zinsen sinken?
Kurz: Ich bin ein Gegner von Zöllen und für Freihandel. Aber warten wir einmal ab, ob die USA wirklich in eine Rezession stürzen. Trump ist ein Dealmaker. Das heißt er geht radikal in etwas hinein und schließt dann Deals ab, die weit moderater sind.

oe24: Und denken Sie, dass sich Trump im Fall der Strafzölle mit Europa ebenfalls auf einen Deal einigen kann/wird?Kurz: Es werden ja bereits erste Verhandlungen geführt und ich hoffe auch, dass es Einigungen mit Europa geben wird.

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