Hilfsorganisation Sea Watch beklagt "brutalen Angriff" der Einsatzkräfte
Libyens Küstenwache hat nach Angaben von Sea Watch Schüsse in Richtung eines Flüchtlingsboots im Mittelmeer abgegeben. Die deutsche Hilfsorganisation veröffentlichte am Donnerstag Videoaufnahmen des Vorfalls. Darauf ist laut Sea Watch zu sehen, wie sich das Schiff der Küstenwache dem Boot nähert und Schüsse ins Wasser abgefeuert werden, die wenige Meter neben dem Boot einschlagen. Zudem habe die Küstenwache mehrmals versucht, das Boot mit rund 50 Migranten an Bord zu rammen.
Gestern wurde #Seabird Zeugin eines brutalen Angriffs tief in der maltesischen Rettungszone. Unser Video zeigt deutlich: Die sog. Libysche Küstenwache feuerte Schüsse in Richtung des Bootes, versuchte mehrmals das Boot zu rammen und warf mit Gegenständen nach Menschen. pic.twitter.com/1O5EvQPEbs
— Sea-Watch (@seawatchcrew) July 1, 2021
Sea-Watch-Mitglieder, die den Vorfall aus einem Flugzeug filmten, nahmen per Funk Kontakt zur Besatzung des Schiffs der Küstenwache auf und ermahnten sie, keine weiteren Schüsse abzugeben und mehr Abstand zu halten. Ob das Schiff tatsächlich zur libyschen Küstenwache gehörte, ließ sich vorerst nicht verifizieren, da die Küstenwache für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar war. Das Flüchtlingsboot erreichte schließlich die italienische Insel Lampedusa.
"Brutaler Angriff"
Sea Watch äußerte sich empört über den "brutalen Angriff". Die EU müsse die Zusammenarbeit "mit der sogenannten libyschen Küstenwache sofort beenden", erklärte die Hilfsorganisation auf Twitter. "Wer auf Menschen schießt und versucht, ihre Boote zu kentern, ist nicht dazu da, sie zu retten."
Der Weg über das Mittelmeer von Nordafrika nach Südeuropa ist eine der gefährlichsten Flüchtlingsrouten. Nach UN-Angaben starben seit Jahresanfang bereits mehr als 830 Menschen bei dem Versuch, per Boot nach Europa zu gelangen. Während des gesamten Jahres 2020 hatte es im Mittelmeer 1400 Tote gegeben.