Ein Rettungsboot von Sea-Watch ist nach Angaben der deutschen Hilfsorganisation im Mittelmeer von einem libyschen Patrouillenboot aus beschossen worden.
Der Angriff sei in der Nacht auf Freitag erfolgt, kurz nachdem das Schiff 66 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet habe, teilte Sea-Watch auf seiner Website mit. An Bord der "Sea-Watch 5" sei niemand verletzt worden.
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"Die sogenannte libysche Küstenwache hat scharf geschossen", erklärte Sea-Watch und forderte eine unabhängige Untersuchung und eine Reaktion der Europäischen Union. Die Sea-Watch-Crew sei von dem Patrouillenboot per Funk aufgefordert worden, nach Norden abzudrehen, während die Rettungsaktion noch im Gange gewesen sei.
Sea-Watch musste Rettung abbrechen
Dies zu tun, hätte bedeutet, die Rettung abzubrechen, erklärte Sea-Watch. "Die Miliz hat sich dann dem Schiff genähert und schließlich scharf darauf geschossen."
Die Crew der "Sea-Watch 5" habe anschließend einen Hilferuf abgesetzt und die zuständigen Behörden und die Bundespolizei informiert.
Vermehrt Angriffe libyscher Milizen auf Seeretter
Die Zahl der Angriffe libyscher "Milizen" habe in den vergangenen Monaten zugenommen, erklärte Sea Watch. Am 24. August war auf das Rettungsschiff "Ocean Viking" der Hilfsorganisation SOS Méditerrannée geschossen worden. Die Nichtregierungsorganisation teilte mit, "hunderte Schüsse" seien abgefeuert worden. Der Angriff sei erfolgt, nachdem das Schiff 87 Menschen in internationalen Gewässern gerettet habe.
Eine "direkte Folge" der europäischen Politik
Sea-Watch erklärte, das Patrouillenboot sei der libyschen Küstenwache 2018 im Rahmen eines Abkommens übergeben worden, in dem Italien und die EU ein Jahr zuvor finanzielle, technische und materielle Unterstützung für das Abfangen von Migranten und deren Rückkehr in das nordafrikanische Land zugesagt hatten.
Die Sprecherin von Sea-Watch, Giorgia Linardi, sagte, die libyschen Angriffe seien eine "direkte Folge" der europäischen Politik. "Es ist inakzeptabel, dass die italienische Regierung und die EU kriminellen Milizen erlauben, auf Zivilisten zu schießen", kritisierte sie.