Die Polizei hat den 18-jährigen U-Bahn-Bomber zwei Wochen vor dem Anschlag kontrolliert.
Bei dem Anschlag in London war, wie berichtet, eine selbst gebaute Bombe mit Zeitzünder in einem voll besetzten Waggon der U-Bahn nahe der Station Parsons Green zum Glück nur teilweise explodiert. Die Stichflamme verletzte dennoch 30 Personen.
Bereits 24 Stunden nach dem Anschlag war ein 18-Jähriger in der südenglischen Hafenstadt Dover verhaftet worden. Er gilt als Haupttäter, saß im Abreiseterminal des Hafens und wollte sich wohl ins Ausland absetzen.
Polizei kontrollierte Täter vor dem U-Bahn-Attentat
Samstagnacht wurde schließlich im Londoner Vorort Hounslow ein 21-Jähriger festgenommen. Er stand mit dem 18-Jährigen in Kontakt, mehr ist nicht bekannt. Doch die Polizei fahndet weiter. Sie geht davon aus, dass die beiden jungen Männer nur ein kleiner Teil einer großen britischen IS-Terrorzelle sind.
Inzwischen werden immer mehr Details im Zusammenhang mit der Fahndung nach den IS-Tätern bekannt – und diese schocken:
- Freigelassen. So wurde nur zwei Wochen vor dem U-Bahn-Attentat der 18-jährige Hauptverdächtige vor der U-Bahn-Station Parsons Green in London von der Polizei kontrolliert und befragt. Er wurde wieder freigelassen, angeblich lagen nicht genügend Beweise gegen ihn vor.
- Probleme. Der 18-Jährige lebte zuletzt bei britischen Pflegeeltern in deren Reihenhaus in Sunbury-on-Thames. Das betagte Ehepaar, das seit Jahrzehnten Kinder und Jugendliche sowie unbetreute Flüchtlingskinder aufnimmt und versorgt, dürfte schon seit geraumer Zeit Probleme mit dem 18-Jährigen gehabt haben. Er galt als aggressiv, wie Nachbarn berichten.
15 Waffen und Bombenmaterial wurden gefunden
Das Haus der Pflegeeltern wurde von Spezialeinheiten durchsucht, die Nachbarschaft evakuiert. Offensichtlich wurde weiterer Sprengstoff in dem Reihenhaus vermutet. Letztlich sollen in dem Haus auch 15 Waffen und „explosive Materialien“ gefunden worden sein, so die Daily Mail. Die Bombe, die in der U-Bahn verwendet wurde, bestand aus TATP, dem IS-Sprengstoff. Dschihadisten nennen ihn „Mutter des Satans“.Karl Wendl
Pflegeeltern betreuten zuletzt acht Flüchtlinge
2009 wurden Penelope (71) und ihr Ehemann Ronald Jones (88) von Queen Elizabeth für ihr Engagement für Flüchtlingskinder geehrt. Das Ehepaar aus Sunbury in der Grafschaft Surrey hatte in den vergangenen Jahren in seinem Reihenhaus 268 Jugendliche betreut – die letzten acht waren unbegleitete Flüchtlingskinder aus dem Irak, aus Eritrea, Syrien und Afghanistan.
Sprengstoff. Auch der 18-jährige U-Bahn-Bomber wohnte im Haus der Jones. Polizeiexperten durchsuchten das Gebäude. Im Garten sollen Spuren jenes Sprengstoffs gefunden worden sein, der zur Herstellung der Bombe verwendet wurde.
Nachbarn der Pflegeeltern sagten gegenüber britischen Medien: „Die Jones sind großartige Menschen. Zuletzt waren zwei Buben im Haus. Einer war sehr zurückhaltend und nett, der andere aggressiv und gewalttätig.“ Die betagten Pflegeeltern seien mit dem Burschen einfach nicht mehr zurechtgekommen.(wek)