Pakistan: Familienangehörige töten 17-Jährige mit Stromschlägen.
In Pakistan haben Familienangehörige ein 17-jähriges Mädchen wegen einer Liebesbeziehung hingerichtet. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, wurde Saima Bibi von ihren Verwandten offenbar mit Stromschlägen ermordet, weil diese den Freund aus einer niedrigeren Kaste missbilligten.
"Es gibt Zeichen von Folter und Verbrennungen an Nacken, Rücken und Händen, die sehr wahrscheinlich von Stromstößen herrühren", sagte ein Polizeisprecher in der ostpakistanischen Region Bahawalpur zu Reuters. Die genaue Todesursache stehe jedoch noch nicht fest. Ministerpräsident Yusuf Raza Gilani sprach von einem "traurigen Vorfall" und ordnete eine sofortige Untersuchung an.
"Ehrverletzung" durch Beziehung
Die Familie hatte die Beziehung ihrer Tochter zu einem Nachbarsburschen als Ehrverletzung aufgefasst und den Fall vor den Panchayat, den Ältestenrat des Dorfes, gebracht. Dieser verfügte die "Hinrichtung" des Mädchens. Diese sogenannten Ehrenmorde sind in den ländlichen Regionen Pakistans alltäglich. Uralte Stammesriten stellen auch heute noch eine Heirat oder außerehelichen Geschlechtsverkehr ohne Zustimmung des männlichen Familienoberhaupts als schweres Ehrverbrechen unter Strafe. Jedes Jahr sterben so Hunderte Menschen. Pakistans unabhängige Menschenrechtskommission spricht in ihrem letzten Bericht für 2009 von rund 650 ermordeten Frauen.
Saima Bibi war mit ihrem Geliebten Dilawar zunächst nach Karatschi geflohen. Ihre Verwandten überredeten sie jedoch zur Rückkehr, indem sie ihre Zustimmung zu einer Heirat signalisierten. Später stellte sich die Zusage jedoch als Falle heraus. "Als das Mädchen sich dann weigerte, einen anderen Mann zu heiraten, brachten ihre Onkel und einige einflussreiche Männer sie um", sagte Polizeisprecher Zahoor Rabbani. Nach der Tat informierte ein Dorfbewohner die Polizei. Die Familie hatte herumerzählt, dass ihre Tochter Selbstmord begangen habe.