Malaysia

Mord an Kims Halbbruder als TV-Streich getarnt

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Behörden: Verdächtige wurden ausgetrickst und glaubten, es handle sich um "versteckte Kamera".

Nach der Ermordung des Halbbruders von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un haben die malaysischen Behörden einen Nordkoreaner festgenommen. Bei seiner Festnahme am Freitagabend (Ortszeit) habe der Mann ein malaysisches Dokument für Gastarbeiter bei sich gehabt, teilte die malaysische Polizei am Samstag mit. Demnach handle es sich um einen 46-jährigen Nordkoreaner.

Der 45 Jahre alte Kim Jong Nam war am Montag auf dem Flughafen von Kuala Lumpur während eines nur wenige Sekunden dauernden Überfalls getötet worden. Südkoreanischen Medien zufolge wurde der Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers vergiftet. In der Folge gab es bereits drei Festnahmen. Eine 25-Jährige mit indonesischem Pass und ihr malaysischer Freund sowie eine 28-jährige Frau mit vietnamesischen Pass wurden bereits festgenommen. Nach drei weiteren Verdächtigen werde noch gefahndet.

"Versteckte Kamera"

Die Behörden in Indonesien erklärten am Freitag, die verdächtige 25-Jährige sei bei dem Attentat offenbar "ausgetrickst" worden. Die Frau habe glauben sollen, sie nehme an einem Streich für eine Fernsehshow mit versteckter Kamera teil. "Wenn sie wirklich eine Agentin wäre, wäre sie wohl nicht gefunden worden", sagte Indonesiens Polizeichef Tito Karnavian laut örtlichen Medienberichten.

"Wahrscheinlich wurde sie nur benutzt, sie wusste nicht, dass es sich um einen Mordversuch handelte", sagte der Polizeichef. Gemeinsam mit einer anderen Frau sei sie bereits in der Vergangenheit gegen Geld zu Streichen überredet worden. Auch dabei sollte sie jemandem eine Substanz in die Augen sprühen.

Der 45-Jährige - erstgeborener Sohn des früheren Diktators Kim Jong Il - wurde früher auch als dessen Nachfolger gehandelt. Noch zu Lebzeiten des Vaters fiel er jedoch in Ungnade. Nach dessen Tod im Dezember 2011 rückte sein jüngerer Halbbruder Kim Jong Un an die Spitze des kommunistischen Staates auf.

Kim Jong Nam lebte seither die meiste Zeit im Ausland. Mehrfach äußerte er sich kritisch über die Situation in seinem Heimatland, der letzten kommunistischen Dynastie. Als Regimegegner galt er jedoch nicht.

Der Verdacht richtet sich vor allem gegen Nordkorea, dessen Machthaber für brutales Vorgehen bekannt ist. Über die möglichen Motive wird spekuliert. Malaysias Behörden halten sich offiziell sehr zurück. Die "New Straits Times" (Donnerstag) zitierte einen hochrangigen Polizeibeamten aber mit den Worten: "Wir haben Grund zu der Annahme, dass dies das Werk von ausländischen Agenten war."

Zuletzt verlautete am Freitag, dass Pjöngjang die Ergebnisse der Obduktion nicht anerkennen will. Die Behörden in Malaysia hätten diese ohne Einverständnis Nordkoreas und ohne nordkoreanische Zeugen vorgenommen, sagte Botschafter Kang Chol am Freitag in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur. Das Ergebnis der Obduktion wurde bisher nicht veröffentlicht.
 

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