Im Kalten Krieg wurden 1.000 Nazis von Geheimdiensten beschäftigt.
US-Geheimdienste haben nach Informationen der "New York Times" während des Kalten Krieges mindestens 1.000 Ex-Nazis als Spione oder Informanten angeheuert. Polizei- und Geheimdienstleiter wie FBI-Chef J. Edgar Hoover und CIA-Direktor Allen Dulles hätten in den 1950er-Jahren "aggressiv einstige Nazis jeglichen Rangs rekrutiert", berichtet die Zeitung.
Erfahrung in Arbeit gegen Russen
Das Blatt bezieht sich in seinem Bericht am Montag auf jüngst freigegebene Akten-Aufzeichnungen und Interviews. Der Wert der Nationalsozialisten für die Arbeit gegen die Russen und Kommunisten habe für die Dienste mehr Gewicht gehabt als die "moralischen Fehltritte" bei ihrer Arbeit für das NS-Regime. Insgesamt hätten das US-Militär, die CIA, FBI und andere Geheimdienste mindestens 1.000 Ex-Nazis und Kollaborateure nach dem Zweiten Weltkrieg angestellt, fasst Richard Breitman von der American University in Washington zusammen. Der Holocaust-Experte wertete in einem von der Regierung benannten Team die einst unter Verschluss gehaltenen Akten aus.
Auch SS-Offiziere
Die Geheimdienste schützten demnach jene Agenten auch vor Strafverfolgung. So habe die CIA etwa einen SS-Offizier als Spion engagiert, obwohl er sich aus ihrer Sicht wahrscheinlich "geringerer Kriegsverbrechen" schuldig gemacht hatte. 1994 seien Behörden vom US-Geheimdienst bedrängt worden, Ermittlungen gegen einen ehemaligen Spion fallen zu lassen, der mit dem Massaker von Zehntausenden Juden in Litauen in Verbindung gebracht wurde.
Ein weiterer SS-Offizier, der für die CIA in Europa als Spion arbeitete, war in seinem früheren Leben Top-Gehilfe von Adolf Eichmann, dem Leiter des für die Organisation der Deportation der Juden zuständigen Referats im Reichssicherheitshauptamt. Ihn siedelte die CIA laut den Aufzeichnungen "als Belohnung für seinen loyalen Dienst nach den Krieg" samt Familie 1954 in die USA um.