Verteidigungsministerium: Mitglieder britischer Marine-Einheit an "Terrorakt" beteiligt
Russland wirft Großbritannien vor, in die Explosionen an den deutsch-russischen Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 verwickelt gewesen zu sein. Mitglieder einer "Einheit der britischen Marine" hätten Ende September an der "Planung, Belieferung und Ausführung" des "Terrorangriffs" mitgewirkt, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Samstag im Online-Dienst Telegram.
Die insgesamt vier Explosionen vor der dänischen Insel Bornholm hatten mehrere Lecks in die Nord-Stream-Pipelines gerissen. Russland hatte sich wiederholt darüber beschwert, dass es nicht in die internationale Untersuchung zu den mutmaßlich durch Sabotageakte verursachten Lecks einbezogen worden sei.
Die schwedische Justiz kündigte am Freitag an, die Pipelines erneut inspizieren zu wollen. Eine ähnliche Ankündigung hatte auch die Firma Nord Stream gemacht und zu diesem Zweck ein ziviles Schiff unter russischer Flagge entsandt.
London weist Vorwürfe zurück
Großbritannien hat russische Vorwürfe zurückgewiesen, wonach die britische Marine für die Explosionen an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 verantwortlich sei. "Um von ihrem katastrophalen Umgang mit der illegalen Invasion in der Ukraine abzulenken, greift das russische Verteidigungsministerium auf die Verbreitung falscher Behauptungen epischen Ausmaßes zurück", twitterte das Verteidigungsministerium in London am Samstag.
"Diese erfundene Geschichte sagt mehr über Streitigkeiten innerhalb der russischen Regierung aus als über den Westen." Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium britischen Kräften vorgeworfen, ukrainische Einheiten bei Drohnenangriffen auf die russische Schwarzmeerflotte angeleitet zu haben. "Nach verfügbaren Informationen waren Vertreter derselben Einheit der britischen Marine an der Planung, Bereitstellung und Durchführung des Terroranschlags in der Ostsee zur Sprengung der Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 beteiligt", so das Ministerium weiter.
"Das ist eine glatte Lüge, und wir wissen alle, dass es die Russen waren", sagte der frühere Royal-Navy-Admiral Chris Parry dem Sender Sky News. "Die russische Propaganda beschuldigt alle anderen immer dessen, was sie tatsächlich selbst getan haben." Die britische Marine besitze gar nicht die Fähigkeit, die Gasleitungen zu sprengen.
Sabotageakte
Den am 26. September entdeckten Lecks waren Explosionen vorausgegangen, erste Unterwasser-Untersuchungen erhärteten den Verdacht auf Sabotageakte. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts stehen die beiden Pipelines zwischen Russland und Deutschland im Mittelpunkt geopolitischer Spannungen.
Weiter angeheizt wurden diese durch die Entscheidung Moskaus, die Gaslieferungen nach Europa durch die Pipelines einzustellen. Der Lieferstopp gilt als mutmaßliche Vergeltung für westliche Sanktionen. Die Nord-Stream-Pipelines waren zum Zeitpunkt ihrer Beschädigung außer Betrieb, jedoch mit Gas gefüllt.
Moskau machte London am Samstag auch für die Drohnenangriffe auf den Schwarzmeerhafen Sewastopol verantwortlich. Laut den pro-russischen Behörden wurden die "schwersten Angriffe" mit Drohnen seit Beginn des Ukraine-Konflikts von "Drohnen und ferngesteuerten Überwasserfahrzeugen in den Gewässern der Bucht von Sewastopol" ausgeführt worden.
Der "Terrorakt" sei von britischen "Spezialisten" ausgeführt worden, die in Otschakiw in der ukrainischen Region Mykolajiw stationiert seien, verlautete aus dem russischen Verteidigungsministerium. Diese britischen Einheiten seien auch für die Ausbildung ukrainischer Spezialkräfte für Marine-Operationen verantwortlich.