Norwegen

Rummel um Gerichtsauftritt von Attentäter Breivik

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Entscheidung über Verlängerung der U-Haft des inhaftierten Massenmörders.

In Oslo haben sich etwa 160 Journalisten, darunter zahlreiche Fotografen und TV-Teams, für einen Gerichtstermin mit dem inhaftierten Massenmörder Anders Behring Breivik (32) versammelt. Das zuständige Gericht soll über die als sicher geltende Verlängerung der Untersuchungshaft entscheiden. Der rechtsradikale Islamhasser hat im vergangenen Sommer bei zwei Anschlägen 77 Menschen getötet.

Breivik wurde unmittelbar vor Beginn des Gerichtstermins (12.30) erstmals seit seiner Festnahme von Medien direkt fotografiert und gefilmt. Der erklärtermaßen an öffentlicher Aufmerksamkeit interessierte Attentäter hat dazu sein Einverständnis gegeben. Als Zuhörer beim Haftprüfungstermin haben sich gut hundert Angehörige von Breiviks Opfern und Überlebende seiner Anschläge angemeldet.

Breivik ließ sich bei dem Gerichtstermin dann auch tatsächlich erstmals öffentlich von einem massiven Medienaufgebot fotografieren und filmen. Er hob seine gefesselten Hände kurz in Richtung Zuhörer und Medien, was der Verteidiger Geir Lippestad später als "Versuch zu einem rechtsextremistischen Gruß" darstellte. Die Verlängerung der Untersuchungshaft galt als sicher. Breivik soll sich ab 16. April vor Gericht für die Morde verantworten.
 

"Norwegen vor ethnischer Säuberung bewahren"
Vor der Haftrichterin, knapp hundert Angehörigen von Opfern und Überlebenden sowie 160 Medienvertretern begründete er seinen Bombenanschlag in Oslo und das Massaker auf der Insel Utöya damit, dass er "in Notwehr" Norwegen vor einer "ethnischen Säuberung" habe bewahren müssen. Breivik verlangte seine sofortige Freilassung und nannte das rechtspsychiatrische Gutachten "lächerlich", mit dem ihn zwei Gutachter als nicht zurechnungsfähig eingestuft haben.

Norwegens größte TV-Sender übertrugen live, wie Breivik in dunklem Anzug und Krawatte den Gerichtssaal betrat. Internetmedien ließen ihre Reporter direkt und nach Möglichkeit wörtlich aus dem Gerichtssaal wiedergeben, was Breivik dort äußerte.

69 Menschen als Polizist verkleidet getötet
Bereits am Samstag hatten fast alle norwegischen Medien bisher unbekannte Bilder des Attentäters veröffentlicht, die unmittelbar nach seiner Festnahme am 22. Juli auf der Insel Utöya aufgenommen wurden. Breivik hatte hier, als Polizist verkleidet, 69 fast durchweg jugendliche Teilnehmer eines sozialdemokratischen Sommerlagers getötet. Kurz davor waren in Oslo acht Menschen durch eine von ihm im Regierungsviertel platzierte Bombe gestorben.

Oslo-Killer Anders Breivik wird zu Gericht gefahren

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