Skandalbuch

Obama und sein zerstrittener Haufen

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Bittere Rivalität im Beraterteam. US-Star-Reporter deckt jetzt auf.

Barack Obamas Team ist eine heillos zerstrittene Bande von Egoisten, schreibt Starreporter Woodward, der US-Präsident Nixon stürzte.

"Watergate"-Aufdecker Bob Woodward (67) hat wieder zugeschlagen. Im Visier des Starreporters: US-Präsident Ba­rack Obama. In "Obama’s Wars" (ab Montag im US-Handel) steht Obamas Ringen um eine Ende des Afghanistan-Krieges im Zentrum. Enthüllt wird, dass das nach außen hin so kühl kalkulierend, professionell erscheinende Obama-Team ein zerstrittener Haufen ist – die Gänge rund um das Oval Office sind Austragungsstätten persönlicher Eitelkeiten, wüster Schimpfkanonaden und bitterer Rivalitäten.

Afghanistan-Krieg stürzt Obama in tiefes Dilemma
Das Tauziehen um einen neuen Kriegsplan eskalierte zum Showdown zwischen dem Pentagon und Obama. Der fühlte sich durch die öffentlichen Forderungen der Militärs nach einer massiven Truppenaufstockung "in die Ecke gedrängt", so Woodward. Er forderte vehement eine Exit-Strategie, fuchtelte dramatisch mit einem Kongressbericht herum, wonach zehn weitere Jahre in Afghanistan 889 Milliarden Dollar kosten würden, rief: "Ich werde keine Billion Dollar dort verpulvern." Obama sprach sich dezediert gegen jegliches "Na­tion Building" aus, forderte Abzugsstrategien.

"Egoistischster Bastard, den ich jemals traf"
Die Grabenkämpfe wurden eklig: Vize Joe Biden beschimpfte Afghanistan-Sonderbeauftragten Richard Holbrooke als "egoistischsten Bastard, den ich jemals traf". Sicherheitsberater Jim Jones wiederum nannte die Berater des Präsidenten verächtlich "das Politbüro", "Kakerlaken" oder "Mafiosi". Obama – der von Woodward als "professoraler Präsident" beschrieben wird, der seinem Stab sogar "Hausaufgaben" aufträgt – platzte schließlich der Kragen: Eigenhändig arbeitete er einen sechsseitigen Kriegsplan aus, der zwar 30.000 zusätzliche Soldaten vorsah, doch einen zwingenden Abzugsbeginn im Jahr 2011. Doch Zweifel bleiben: Holbrooke glaubt weiter, das der Plan "nicht funktionieren" könne, so Woodward.

Weitere brisante Enthüllungen:

  • Die CIA dirigiert in Afghanistan eine 3.000 Mann starke Armee aus lokalen Milizen, die Taliban und Al-Kaida-Führer töten.
  • Afghanistans Präsident Hamid Karzai soll laut US-Geheimdiensten medikamentensüchtig und "manisch depressiv" sein.
  • Trotz Obamas strikten Anweisungen zur Deeskalation in Afghanistan gaben die Generäle nicht auf. Nach neuerlichen Truppenanforderungen explodierte Obama und brüllte: "Ich habe genug davon!"

 

Erste Auszüge aus Woodwards neuem Buch über Obama:

Bob Woodward
© Getty/WireImage.com

(c) Getty/WireImage.com
  • Obama über Afghanistankrieg: "Ich habe nur zwei Jahre Geduld mit der Öffentlichkeit, ich will eine Exit-Strategie, ich kann es mir nicht leisten, die ganze demokratische Partei wegen des Kriegs zu verlieren."
  • Obama nach Ausarbeitung seines Kriegsplans: In einer dramatischen Szene ging Obama durch das Besprechungszimmer, fragte: "Wer dagegen ist, soll es gleich sagen."
  •  Woodward über Widerstände der Generäle: General David Petraeus verachtete Obamas Top-Politberater David Axelrod. Er sei ein "kompletter Spin Doctor", ein Meistermanipulator.
  • Woodward über Hillary Clinton: Als Obama sich entschied, seine Ex-Rivalin aus den Vorwahlen, Hillary Clinton, zur Außenministerin zu machen, fragte Axelrod: "Kannst du ihr überhaupt über den Weg trauen?"
  • Obama über Nuklear-Terror: "Eine Attacke mit Atomwaffen gegen die USA würde alles ändern, auf der Liste meiner Sorgen steht das ganz oben."
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