Wegen Kommunion für Geschiedene

Papst: Erste interne 'Zurechtweisung' seit dem 14. Jahrhundert

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Förmliche "Zurechtweisung" von Franziskus u.a. von  Ex-Vatikanbank-Chef Tedeschi und führendem Piusbruder Fellay

Mit einer förmlichen "Zurechtweisung" wollen konservative Kritiker Papst Franziskus dazu bringen, sich von angeblichen Irrlehren zu distanzieren. Die Unterzeichner eines am Sonntag in mehreren Sprachen im Internet veröffentlichten Dokuments vertreten die Ansicht, dass Franziskus "auf direkte oder indirekte Weise" häretische Standpunkte zu Ehe, Moral und Sakramentenlehre gefördert habe.

"Respektvoll beharren wir darauf, dass Eure Heiligkeit öffentlich diese Thesen zurückweist", heißt es laut Kathpress in dem Brief. Er trägt das Datum vom 16. Juli und wurde dem Papst den Angaben zufolge im August zugestellt.

Zentraler Auslöser für den Vorstoß ist das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia" von 2016. Darin hatte der Papst angedeutet, dass Katholiken, die nach einer Scheidung zivil erneut geheiratet haben, zur Kommunion zugelassen werden könnten.

Ebenfalls kritisiert werden in dem jetzt veröffentlichten Brief mehrere Personalentscheidungen. So habe Franziskus mit Erzbischof Vincenzo Paglia und Kardinal Kevin Farrell zwei Befürworter dieses Kurses an die Spitze der Päpstlichen Akademie für das Leben beziehungsweise des neu geschaffenen Vatikan-Ministeriums für Laien, Familie und Leben gesetzt.

Das Schreiben ist in Form einer "Correctio filialis de haeresibus propagatis" (Kindliche Zurechtweisung über die Verbreitung von Häresien) verfasst. Zuletzt wurde den Initiatoren zufolge Papst Johannes XXII. im Jahr 1333 in dieser Art und Weise von seinen "geistigen Söhnen und Töchtern" für Irrtümer ermahnt. Diese Irrtümer habe er später auf dem Sterbebett widerrufen.

Die "Zurechtweisung" besteht aus drei Teilen: Auf die kirchenrechtliche Begründung des Schritts folgt die eigentliche "Correctio", die in lateinischer Sprache abgefasst ist. In einer abschließenden Erklärung werden die aus Sicht der Unterzeichner wichtigsten beiden Gründe "der einzigartigen Krise" benannt, in die Franziskus die Kirche geführt habe: ein "Modernismus", der Kerninhalte des Glaubens relativiere und eine "beispiellose Sympathie" des Papstes für den "Erz-Häretiker" Martin Luther.

Unterschrieben ist das Dokument von Laien, Theologen und Priestern, unter ihnen der deutsche Schriftsteller Martin Mosebach, der ehemalige Chef der Vatikanbank IOR, Ettore Gotti Tedeschi, der Ex-Vorsitzende des nationalen Forschungsrates in Italien CNR, Roberto de Mattei, sowie der Philosoph und Priester Antonio Livi, ehemals Dekan an der Lateran-Universität. Zu den Unterzeichnern gehört auch der Generalobere der erzkonservativen lefebvreanischen Priesterbruderschaft, Bernard Fellay.

Das Papstschreiben "Amoris laetitia" löste eine innerkirchliche Debatte über den Umgang mit den Themen Ehe und Familie aus. Die Kardinäle Walter Brandmüller, Raymond Leo Burke, Carlo Caffarra und Joachim Meisner baten Franziskus erst persönlich, dann im November vergangenen Jahres öffentlich um Klärungen hinsichtlich der Auslegung und Einordnung von "Amoris laetitia". Dazu heißt es in der "Correctio": Der Papst habe sich bisher geweigert, eine "positive Antwort" auf die von den Kardinälen vorgelegten "Dubia" zu geben

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