Offiziell

Steinbrück offiziell SPD-Kanzlerkandidat

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SPD-Vorstand entschied sich einstimmig für den früheren Finanzminister.

Der Vorstand der deutschen Sozialdemokraten hat am Montag einstimmig Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2013 nominiert. Endgültig soll der frühere deutsche Finanzminister auf einem Wahlparteitag am 9. Dezember in Hannover zum Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel bestimmt werden.

Das ist der neue SPD-Kanzlerkandidat

Der am 10. Jänner 1947 geborene Peer Steinbrück kommt aus gutem Hause.

Der Biographie vom D. F. Sturm zufolge soll er ein schlechter Schüler gewesen sein und musste sogar zwei Klassen wiederholen.

Nach Abschluss der Hochschule und des Grundwehrdienstes begann er 1970 Volkswirtschaftslehre und Soziologie in Kiel zu studieren. Seinen Abschluss machte er 4 Jahre später.

Seit 1969 ist er Mitglied der SPD, deren stellvertretender Bundesvorsitzender er zwischen 2005 und 2009 war.

Bis seine politische Karriere in den frühen Neunzigern richtig begann, arbeitete er in diversen Ämtern als Referent.

1990 wechselte er als Staatssekretär in die Landesregierung und arbeitete sich bis 2005 zum Bundesminister der Finanzen hoch. Zu Beginn der Wirtschaftskrise behauptete er noch, das deutsche Banksystem sei stabil.

Erst vor Kurzem wurden erste Vorwürfe des Amtsmissbrauchs laut; er habe bei der Deutschen Post AG und der Telekom um Spendengelder für ein privates Schach-Turniergeworben.

Der frühere Finanzminister war in der Vergangenheit immer wieder in Konflikte mit der Parteilinken geraten, auch weil er offen Kritik an manchen Entwicklungen in der SPD äußerte. Doch hatte zuletzt auch der linke Flügel im 35-köpfigen Parteivorstand Steinbrück Unterstützung zugesichert, der für sich persönlich im kommenden Bundestagswahlkampf "etwas Beinfreiheit" eingefordert hatte.

"Es gibt nur noch einen Kandidaten. Damit hat sich die Sache erledigt", sagte die Sprecherin der Parteilinken, die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis. Das Verfahren zur Auswahl sei aber befremdlich gewesen, sagte sie mit Blick auf die überstürzte Kür.

"Das ist natürlich viel Rückenwind", sagte Steinbrück am Montag zu dem Ergebnis in der Sondersitzung des 35-köpfigen Vorstands. Die Verantwortung sei sehr groß. "Ich mache keinen Hehl daraus: Ich nehme das sehr gerne an." Er wolle statt eines ritualisierten Wahlkampfes auch auf neue Formen setzen. Humor und Spaß dürften dabei nicht zu kurz kommen. Parteichef Gabriel betonte: "Wir wollen wieder für ein soziales Gleichgewicht in Deutschland sorgen." Dafür kämpfe die SPD gemeinsam mit Steinbrück.

Neue Attacke
Steinbrück attackiert erneut die Regierung: Bei Schwarz-Gelb handle es sich um die wohl schlechteste Bundesregierung seit Beginn der Bundesrepublik. "Die Generallinie lautet: Es werden nur Symptome bekämpft. Es werden aber nicht die Ursachen angegriffen", sagte Steinbrück. Als Beispiel nannte er die Gefahr durch marode Banken und zu viel Macht der Finanzmärkte. Man müsse bei der Bankenregulierung sehr viel ehrgeiziger vorgehen, als es die Regierung tue. Als Beispiel nannte der 65-Jährige eine stärkere Kontrolle von Hedge Fonds (Finanzinvestoren).

Die Bundestagswahl findet wahrscheinlich im September 2013 statt. Da Parteichef Gabriel und der Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, nicht antreten wollten, war der Weg für den 65-jährigen Steinbrück frei geworden. Gabriel hatte den Vorschlag am Freitag öffentlich verkündet, weil der Verzicht Steinmeiers durchgesickert war. Intern war die Personalie innerhalb der sogenannten Troika schon länger klar. Ziel der SPD ist die Bildung einer rot-grünen Koalition.

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