Wähler fanden es offenbar weniger schlimm

Politiker gewinnt trotz Sex-Video die Wahl

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Wegen Sex- und Korruptionsskandal.

Györ/Budapest. Der in einen Sex- und Korruptionsskandal verwickelte Bürgermeister der westungarischen Stadt Györ, Zsolt Borkai, ist am Sonntag mit einem Vorsprung von nur 640 Stimmen knapp wiedergewählt worden. 

Borkai bedankte sich bei den Györern, die ihn trotz seines "Fehltrittes" gewählt hätten. Seinen Austritt begründete er damit, er wolle nicht, dass die Geschehnisse um seine Person einen "moralischen Nachteil" für die Fidesz-Partei zur Folge hätten.

 

 

Der Skandal-Politiker tritt aus der rechtskonservativen Regierungspartei Fidesz aus. Er bleibt aber weiter als Bürgermeister im Amt, das gab Borkai am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Györ bekannt. Zuvor hatte ihm die Parteispitze am Montag nahegelegt, diesen Schritt zu vollziehen.

Für Kritik sorgte die Entscheidung, dass Borkai trotz des Skandals als unabhängiger Bürgermeister weiterregieren will. "Borkai und Fidesz spucken den Györern damit ins Gesicht", schrieb etwa das Online-Portal "nyugat.hu" am Dienstag.

Fidesz mit Niederlagen in mehreren Großstädten

Im Falle einer Neuwahl müsste die Partei Fidesz, die bei den Kommunalwahlen in der Hauptstadt Budapest und in mehreren Großstädten Niederlagen hinnehmen musste, wohl den Verlust des Amtes befürchten. Die gegen Borkai angetretene gemeinsame Kandidatin der Opposition, Timea Glazer, forderte eine Neuauszählung der Stimmen, da 1.400 Stimmen bei der Wahl für ungültig erklärt worden waren. Laut Gesetz können in den kommenden sechs Monaten keine Bürgermeister-Zwischenwahlen durchgeführt werden.

Wenige Tage vor der Kommunalwahl am vergangenen Sonntag waren Video-Clips von einer Sex-Orgie auf einer Luxusyacht bekannt geworden, auf denen Borkai beim Geschlechtsverkehr mit einer mutmaßlichen Prostituierten zu sehen ist. Außerdem wurden von einem anonymen Blogger schwere Korruptionsvorwürfe gegen Borkai und dessen Geschäftsfreunde erhoben. Fidesz wirft Borkai vor, durch die Affäre Mitschuld an der Niederlage von Fidesz bei den Kommunalwahlen zu haben. Die Partei hatte die Affären zunächst als "Privatangelegenheit" bezeichnet.
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