Er stieg vom Journalisten zum katalanischen Regierungschef auf.
Carles Puigdemont ist in aller Munde. Das war nicht immer so. Der umstrittene Mann, der die Unabhängigkeit der spanischen Region Katalonien erreichen will, war lange Zeit ein echter Nobody. Erst 2016 kam er groß heraus.
Wer ist Carles Puigdemont?
Seinen Kindheitstraum, Astronaut zu werden, hat sich Carles Puigdemont nicht erfüllen können. Dafür ist der Chef der Regierung der spanischen Region Katalonien kometenhaft vom politischen Nobody zum Gesicht der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung und damit zum Schrecken der spanischen Zentralregierung geworden.
Für den 54 Jahre alten überzeugten Separatisten schlägt am Sonntag die große Stunde: Gegen den Willen der Zentralregierung in Madrid und trotz eines Verbots des Verfassungsgerichts will er ein "verbindliches Referendum" über die Loslösung der Region von Spanien durchziehen.
Nach seiner Wahl zum katalanischen Regierungschef hatte der bis dahin nahezu unbekannte Ex-Journalist im Jänner 2016 im Parlament von Barcelona vollmundig verkündet: "Es sind keine Zeiten für Feiglinge!" Man werde den Weg zur Unabhängigkeit unbeirrt aufnehmen, versprach damals der Chef der liberal-separatistischen Allianz "Junts pel Si" (Gemeinsam fürs Ja), der mit der Unterstützung der kleinen linksradikalen Partei CUP gewählt wurde. Und er hielt Wort. Gut eineinhalb Jahre später rief er die Abstimmung aus.
Unfall überlebt
Der am 29. Dezember 1962 im katalanischen Bergdörfchen Amer geborene Sohn eines Konditormeisters studierte zunächst Philologie und wurde danach Journalist. 1983 überlebte er einen schweren Verkehrsunfall. Die Kopfnarben, die er davontrug, versucht er mit einer in Spanien vielkommentierten Frisur zu verdecken.
In den 1990er-Jahren reiste Puigdemont viel nach Südosteuropa, um unter anderem am Beispiel des damaligen Jugoslawiens "Nationen ohne Staat" zu studieren. Er arbeitete für mehrere Regionalzeitungen und war 1998 Mitgründer der Katalanischen Nachrichtenagentur (ACN). 2004 übernahm er die Leitung des englischsprachigen Blattes "Catalonia Today" und erst zwei Jahre später trat er in die Politik ein.
Steil bergauf
Dann ging es aber Schlag auf Schlag: 2011 wurde er zum ersten nicht-sozialistischen Bürgermeister der katalanischen Stadt Girona nach der Franco-Diktatur (1939-1975) gewählt. 2015 avancierte er zum Vorsitzenden des einflussreichen "Verbandes der Gemeinden für die Unabhängigkeit Kataloniens" (MAI), dem rund 750 der insgesamt 948 Bürgermeister der Region angehören. Und im Jänner 2016 zum Chef der katalanischen Regionalregierung.
Dem eingefleischten Rock- und Fußball-Fan und Vater zweier kleiner Mädchen, der mit einer 15 Jahre jüngeren rumänischen Journalistin verheiratet ist und neben Spanisch und Katalanisch auch Englisch und Französisch gut spricht, werfen nun viele vor, Katalonien an den Rand des Abgrunds zu treiben. Nachgeben kommt für ihn aber nicht infrage. "Den Wunsch, abzustimmen, kann man nicht verweigern. Wir machen uns keines Verbrechens schuldig", sagte er.