Menschenrechtsorganisation kritisiert, Regierung stecke "Kopf in den Sand".
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat sich enttäuscht über die Rede von Myanmars Regierungschefin Aung San Suu Kyi zur Flüchtlingskrise in ihrem Land geäußert. Ihr Südostasien-Direktor James Gomez warf der Friedensnobelpreisträgerin am Dienstag vor, angesichts von schrecklichen Vorgängen im Bundesstaat Rakhine mit ihrer Regierung den "Kopf in den Sand zu stecken".
Es gebe klare Beweise dafür, dass dort eine "Kampagne von ethnischer Säuberung" gegen Muslime in Gang sei. Der Amnesty-Experte lobte die Regierungschefin aber dafür, dass sie Menschenrechtsverletzungen verurteilt habe. Zur Rolle von Myanmars Sicherheitskräften habe sie jedoch weiterhin geschwiegen. Wenn Myanmar nichts zu verbergen habe, solle es UNO-Ermittler ins Land lassen, sagte Gomez.
Über 400.000 geflohen
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind mittlerweile mehr als 410.000 Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya aus dem mehrheitlich buddhistischen Myanmar ins Nachbarland Bangladesch geflohen. Die Rohingya leben vor allem im Staat Rakhine im westlichen Myanmar an der Grenze zu Bangladesch. Die Muslime werden in dem buddhistischen Land seit Jahrzehnten unterdrückt. 1982 wurde ihnen die Staatsbürgerschaft aberkannt. Seitdem sind sie staatenlos und haben fast keine Rechte.
In jüngerer Vergangenheit gab es mehrfach größere Flüchtlingsbewegungen. Nach hartem Vorgehen der Militärregierung gegen sie flohen 1978 schätzungsweise 200.000 und 1991 noch einmal 250.000 Rohingya nach Bangladesch.
Seit dem Ende der Militärdiktatur 2011 schüren buddhistische Mönche den Hass auf die Volksgruppe. 2012 wurden nach dem Ausbruch schwerer Unruhen schätzungsweise 140.000 Rohingya aus ihrem Häusern vertrieben.