Überraschende Aussage

So erlebte Osama bin Laden 9/11

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Schwiegersohn berichtet von einem angeblichen Geständnis des Terrorfürsten.

Als in New York die Türme des World Trade Centers einstürzten, saß Sulaiman Abu Ghaith in einer Höhle in Afghanistan mit dem damals meistgesuchten Mann der Erde. "Das haben wir gemacht", soll Al-Kaida-Chef Osama bin Laden am 11. September 2001 zu Abu Ghaith gesagt haben. Der Bin-Laden-Schwiegersohn schilderte dies am Mittwoch vor einem US-Bundesgericht, wo er wegen Terrorismus angeklagt ist.

Überraschende Aussage
Abu Ghaith ergriff bei der Verhandlung in New York überraschend das Wort, bisher hatte er in dem seit Anfang März laufenden Prozess geschwiegen. Sein Schwiegervater sei jubilierend mit der Nachricht des Terroranschlags vor seine Getreuen getreten. "Hast du gehört, was passiert ist?", habe ihn Bin Laden gefragt. Daraufhin habe er den Al-Kaida-Chef gewarnt, dass er nun den vollen Zorn der USA zu spüren bekommen werde. Die Antwort Bin Ladens sei gewesen: "Du bist zu pessimistisch."

Abu Ghaith war nach Ansicht der Staatsanwaltschaft ein ranghohes Mitglied von Al-Kaida. Die Anklage wirft ihm Verschwörung zur Ermordung von US-Bürgern und die Unterstützung von Terroristen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 vor. Abu Ghaith droht bei einem Schuldspruch lebenslange Haft, das Urteil der Geschworenen wird bis Monatsende erwartet. Der aus Kuwait stammende 48-Jährige plädiert auf unschuldig.

Der Ehemann der Bin-Laden-Tochter Fatima war im September 2001 in Propagandavideos mit Bin Laden und dem heutigen Al-Kaida-Chef Ayman al-Zawahiri aufgetreten und hatte zu Angriffen auf die USA aufgerufen. Der Anklageschrift zufolge soll Abu Ghaith auch in den fehlgeschlagenen Anschlag des sogenannten Schuhbombers Richard Reid im Dezember 2001 auf ein Flugzeug auf dem Weg von Paris nach Miami verwickelt gewesen sein.

In den Iran abgesetzt

Nach dem US-Militäreinsatz am Hindukusch setzte sich Abu Ghaith in den Iran ab. Vor gut einem Jahr tauchte der Bin-Laden-Schwiegersohn dann in der Türkei auf. Schließlich wurde er in Jordanien gefasst und in die USA gebracht. Osama bin Laden war nach jahrelanger Flucht im Mai 2011 von US-Elitesoldaten in einem Versteck in Pakistan getötet worden.

Abu Ghaith bestritt am Mittwoch vor Gericht, Anhänger für Al-Kaida rekrutiert zu haben. "Niemand hat rekrutiert außer Bin Laden", sagte er in seiner arabischen Stellungnahme, die ins Englische übersetzt wurde. Auf die Frage seines Anwalts, ob er US-Bürger habe töten wollen, antwortete er: "Nein". Als er im Juni 2001 in das von den radikalislamischen Taliban beherrschte Afghanistan gereist sei, habe er "die neue islamische Regierung kennenlernen" wollen. Außerdem habe er am Hindukusch "lehren und predigen" wollen.

Abu Ghaith räumte ein, mehrere Videos mit Bin Laden aufgezeichnet zu haben. Dies sei auf Bitten seines Schwiegervaters geschehen, der auch den Text mit den Drohungen gegen die USA festgelegt habe. Den Schuhbomber Richard Reid habe er nie getroffen. Von dem fehlgeschlagenen Anschlag habe er erst über die Medien erfahren, als er sich bereits im Iran aufgehalten habe.

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