Die Web-Kamera übertrug, wie das Schwarzstorchpaar seine Jungen tötete, weil sie schon so geschwächt waren, dass keine Aussicht auf Überleben bestand.
Die Verwaltung des Naturschutzparks Gemenc im Süden Ungarns sieht sich mit erbosten Facebook-Kommentaren und Telefonanrufen konfrontiert. Grund ist der Umgang der staatlichen Naturschützer mit der permanenten Live-Übertragung aus einem Schwarzstorchnest durch eine dort installierte Web-Kamera, berichtete das Nachrichtenportal "444.hu" am Montag.
Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) ist selten und geschützt. Nach ihrer Überwinterung in südlichen Gefilden kehren jährlich mehrere Paare in den Nationalpark Gemenc zurück. Die Web-Kamera ist auf das Nest von einem dieser Paare gerichtet. Wer will, konnte bisher im Internet zusehen, wie das Paar Nachwuchs bekam und die Brut aufzog.
"Bevormundung" und "Zensur"
In der wilden, unberührten Natur hat dies mitunter auch grausame Seiten. Im Frühjahr herrschte in Ungarn Dürre. Die nahe Donau führt deshalb weit weniger Wasser als sonst. Für die Schwarzstörche und auch andere Vogelarten im Gemencer Park bedeutet das, dass es kaum etwas zu fressen gibt. Die gefiederte Population hungert.
Die Web-Kamera übertrug ungeschminkt, wie das Schwarzstorchpaar seine Jungen tötete, weil sie schon so geschwächt waren, dass keine Aussicht auf Überleben bestand. In der Folge bestürmten viele Zuseher die Nationalpark-Verwaltung, dass sie derartige Anblicke nicht ertragen könnten. Am vergangenen Freitag nahm der Gemencer Park den Live-Stream vom Netz. Doch nun hagelte es erneut Beschimpfungen und Proteste. Von "Bevormundung" und "Zensur" war die Rede.