Kuala Lumpur

Tausend Oppositionelle festgenommen

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Die Polizei setzte Tränengas ein - Oppositionsführer Anwar Ibrahim verletzt.

Die malaysische Polizei ist am Samstag mit Tränengas gegen eine Großdemonstration der Opposition in der Hauptstadt Kuala Lumpur vorgegangen. Mehr als 1400 Menschen seien festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Viele von ihnen sollten nach einer Befragung wieder freigelassen werden, hieß es. Unter den Aufgegriffenen waren nach Angaben der Behörden auch mindestens drei Oppositionsführer.

5000 bis 6000 Demonstranten
Zu der Kundgebung hatte das Bündnis "Bersih" - auf Deutsch "Sauber" - aufgerufen, um für eine Wahlrechtsreform zu demonstrieren. Unklar blieb zunächst wie viele Regierungsgegner dem Aufruf folgten. Der Polizei zufolge kamen 5000 bis 6000 Menschen zusammen. Nach Angaben der Organisatoren waren es 50.000. Beobachter sprachen von mehr als 10.000. Bei dem Polizeieinsatz wurden mindestens ein Dutzend Demonstranten verletzt. Berichte über Schwerverletzte lagen nicht vor. Bereits in der Nacht hatte es Festnahmen an verschiedenen Orten der Hauptstadt gegeben. Rings um Kuala Lumpur waren Sperren errichtet worden, um Demonstranten den Zugang zu verwehren.

Heftige Straßenschlachten
Sicherheitskräfte lieferten sich mit den Demonstranten teils heftige Straßenschlachten. Einige Demonstranten sammelten die Tränengaskanister auf und schleuderten sie zurück in Richtung der Beamten. Sie versuchten vergeblich, Polizeiketten zu durchbrechen und zum Stadion zu gelangen. Von dort aus wollten sie Kurs auf den Königspalast nehmen, um dort ihre Forderungen zu überbringen. "Warum versuchen sie uns einzuschüchtern?", sagte der 50-jährige Demonstrant Mohamad Manij Abdullah. "Wir versuchen doch nur, die Wahlen zu reformieren und wollen eine freie und faire Regierung."

Oppositionsführer Anwar Ibrahim wurde bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Unter den Festgenommenen waren unter anderen der Chef der größten islamischen Oppositionspartei PAS, Abdul Hadi Awang. Zu den Protesten hatten mehrere Nichtregierungsorganisationen und Oppositionsparteien aufgerufen. Sie fordern die Ächtung von Stimmkäufen und Manipulationen bei Wahlen, wie etwa der doppelten Stimmabgabe. "Wir sind keine Kriminellen, wir kämpfen nur für freie und faire Wahlen", sagte die Tochter von Anwar Ibrahim.

Die Regierung verteidigte den massiven Polizeieinsatz. Dieser sei nötig, um "Chaos" zu verhindern, sagte Mukhriz Mahathir von der UMNO, der führenden Partei in der Regierungskoalition Barisan Nasional (Nationale Front). Die nächsten Wahlen in dem südostasiatischen Staat finden voraussichtlich Anfang kommenden Jahres statt. Dabei will die Opposition die seit einem halben Jahrhundert herrschende Barisan-Koalition stürzen.

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