Nach Nawalny-Aufruf

Tausende bei Anti-Putin-Demos in Russland

Teilen

Aktivisten: Mehr als 120 Festnahmen bei Protesten am Geburtstag Putins.

Tausende Menschen haben am Samstag in Russland gegen Präsident Wladimir Putin demonstriert. Allein im Zentrum Moskaus kamen trotz eines Versammlungsverbots mehr als Tausend Demonstranten zusammen. Zu den Protesten aus Anlass von Putins 65. Geburtstag hatte Oppositionspolitiker Alexej Nawalny aufgerufen. Offiziell ging die Veranstaltung in der Hauptstadt ohne Zwischenfälle zu Ende.

Nach Angaben der Bürgerrechtsorganisation OVD-Info wurden landesweit bisher mehr als 120 Demonstranten festgenommen, hieß es am frühen Samstagabend. "Die Aktion in Moskau ist beendet. Jetzt ist St. Petersburg an der Reihe!", schrieb der Stab des Oppositionellen Alexej Nawalny am Samstagnachmittag. Nawalny hatte zum Geburtstag von Kremlchef Putin in rund 80 Städten zu Protesten für freie und faire Wahlen aufgerufen.

Haupt-Demo in St. Petersburg

Die symbolträchtige Haupt-Demonstration war für Samstagabend in St. Petersburg angekündigt, Putins Geburtsstadt. Auch dort war sie nicht genehmigt. Aus St. Petersburg wurden gleich zu Beginn von Augenzeugen mindestens zehn Festnahmen gemeldet, auch zwei Planer der Kampagne Nawalnys sollen betroffen sein. In Dutzenden anderen Städten gingen Nawalny-Anhänger ebenfalls auf die Straßen.

Bei einer Großdemonstration zu Präsident Wladimir Putins Geburtstag in St. Petersburg hat die russische Polizei Medien zufolge erste Aktivisten festgenommen. Die kremlkritische Zeitung "Nowaja Gaseta" berichtete am Samstagabend von einem harten Durchgreifen der Beamten. Das Blatt schrieb von mindestens Hundert Festnahmen.

Das Bürgerrechtlerportal OVD-Info meldete ebenfalls Vorfälle. Der Oppositionelle Alexej Nawalny hatte zu Putins 65. Geburtstag zu landesweiten Massenprotesten aufgerufen. Er selbst konnte nicht demonstrieren, weil er eine Arreststrafe absitzt. Auch in anderen Städten wurde von Festnahmen berichtet.

"Putin, Schande Russlands"

Die meist jungen Demonstranten versammelten sich im Regen auf dem Moskauer Puschkin-Platz und skandierten "Putin, Schande Russlands" und "Alles Gute zum Geburtstag". Viele hielten die russische Verfassung in die Höhe. Die Polizei sprach von einer Menge aus 700 Demonstranten und Journalisten an der nicht genehmigten Kundgebung. Hunderte Polizisten hinderten sie am Zugang zum Roten Platz. Beobachter schätzten die Zahl zwischen 1000 und 2000. Die Agentur Interfax meldete unter Berufung auf Polizeikreise, es habe in Moskau keine Festnahmen gegeben. OVD-Info wollte von einem derartigen Vorfall wissen.

"Ich will die Machenschaften Putins stoppen", sagte eine Demonstrantin, Maria Antonienko, zur Nachrichtenagentur AFP. "Es ist wichtig, eine Wahl zu haben, eine Opposition", begründete die 20-jährige Studentin Swetlana Kiselewa ihre Teilnahme. Nach Angaben von OVD-Info wurden bei Protesten in 21 Städten, darunter in der westlichen Exklave Kaliningrad, in der Schwarzmeer-Stadt Sotschi und in Juschno-Sachalinsk im Osten des Landes, 80 Demonstranten in Gewahrsam genommen.

Putin führt seit 1999 die politischen Geschicke des Landes - davon insgesamt fünf Jahre als Regierungschef und insgesamt 13 Jahre als Präsident. Ob er im kommenden Jahr für eine weitere Amtszeit als Staatschef antritt, hat er nach eigenen Angaben noch nicht entschieden. Dies wird jedoch allgemein erwartet.

Nawalny in Haft

Nawalny ist einer der bekanntesten Kreml-Kritiker und gilt als möglicher Herausforderer Putins bei der Präsidentschaftswahl - allerdings darf er nach Auffassung der Wahlkommission wegen einer Verurteilung wegen Betrugs nicht antreten. Im März und im Juni waren zehntausende Menschen dem Aufruf des 41-jährigen Anwalts zu Protesten gegen Putin gefolgt. Dabei gab es schwere Zusammenstöße zwischen Polizei und den überwiegend jungen Demonstranten, Hunderte Menschen wurden festgenommen.

Nawalny befindet sich derzeit zum wiederholten Mal in Haft. Er war im September auf dem Weg zu einer Demonstration festgenommen worden. Am Montag verurteilte ihn ein Moskauer Gericht zu einer 20-tägigen Haftstrafe, weil er wiederholt zur Teilnahme an nicht-genehmigten Kundgebungen aufgerufen hatte.

In einer Botschaft, die Nawalny vor einigen Tagen aus seiner Gefängniszelle diktiert hatte, hieß es am Samstag: "Wenn wir nichts tun, werden sie uns für den Rest unseres Lebens diesen Fraß vorsetzen. Und unseren Kindern auch."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.