Japanischer Premier will Druck auf Pjöngjang erhöhen.
US-Präsident Donald Trump hat an die Adresse Nordkoreas seine Position wiederholt, dass die Ära strategischer Geduld seitens der USA zu Ende sei. "Wenn die Leute sagen, meine Rhetorik sei zu stark, sollten wir uns ansehen, wohin wir mit schwacher Rhetorik in den vergangenen 25 Jahren gekommen sind", sagte Trump am Montag in Tokio in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Japans Premier Shinzo Abe.
Der japanische Regierungschef kündigte an, dass Japan und die USA im Konflikt um Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm den Druck auf das Land erhöhen wollten. Dies sei nicht die Zeit für Dialog mit Nordkorea. Dialog um des Dialoges willen mache keinen Sinn, sagte Abe. "Wir wollen durch alle möglichen Mittel den Druck auf Nordkorea bis zum Maximalen erhöhen." Japan steht unter dem atomaren Schutzschild der USA. Zugleich ist Japan wichtiger Verbündeter der USA in der Region.
"Kein Diktator, kein Regime" sollte die USA unterschätzen, sagte Trump am Sonntag vor jubelnden US-Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt Yokota in Japan. Trump will auf der Reise auch Kreml-Chef Wladimir Putin treffen, um "Hilfe" im Konflikt mit Pjöngjang zu bekommen.
"Wir werden uns niemals ergeben, niemals wanken oder zögern bei der Verteidigung unseres Volkes, unserer Freiheit und unserer großartigen amerikanischen Flagge", sagte Trump auf dem US-Stützpunkt westlich von Tokio. "Es gibt keinen besseren Platz, diese Reise zu beginnen, als genau hier, beim amerikanischen Militär", sagte Trump. "Wir stehen dankbar an Eurer Seite, die Ihr unseren Weg zu leben verteidigt."
Er wolle das vertrauensvolle Bündnis mit den USA weiter festigen, sagte Abe bei Trumps Ankunft. Der US-Präsident lobte das Verhältnis zum Verbündeten Japan als "außergewöhnlich" gut. Abe und Trump sind sich in ihrem harten Kurs gegenüber Nordkorea einig. Anders sieht es mit Südkorea aus, das Trump nach seiner dreitägigen Japan-Visite besucht. Staatschef Moon Jae-in setzt im Streit um das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm auf eine Verständigung mit Pjöngjang. Trump hatte Moons Ansatz als "Appeasement" (Beschwichtigungspolitik) kritisiert. Am Sonntag nahmen in Seoul tausende Menschen an einer Friedensdemonstration teil.
Großes Problem Nordkorea
Nordkorea sei "ein großes Problem für unser Land und für die Welt, und wir wollen es lösen", sagte Trump an Bord der Air Force One. Die Bewohner des abgeschotteten Landes, mit dessen "völliger Zerstörung" Trump im September vor den Vereinten Nationen gedroht hatte, bezeichnete der US-Präsident als "ein großartiges Volk".
Den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un hatte Trump dagegen bereits mehrfach als geisteskranken "kleinen Raketenmann" bezeichnet. Kim konterte, Trump sei ein "geistig umnachteter seniler Amerikaner". Anlässlich von Trumps Asien-Reise warnte die nordkoreanische Staatszeitung "Rodong Sinmun" einen "geistig instabilen" US-Präsidenten vor "rücksichtslosen Bemerkungen".
Die "Washington Post" berichtete unterdessen, ein hochrangiger Pentagon-Vertreter habe in einem Brief an Abgeordnete dargelegt, dass Nordkoreas Atomwaffenproduktionsstätten nur durch eine Bodeninvasion sicher zerstört werden könnten. Dabei drohe aber ein Einsatz biologischer und chemischer Waffen durch Nordkorea.
Zuvor hatte Nordkoreas amtliche Nachrichtenagentur KCNA Gespräche mit den USA über das nordkoreanische Atomprogramm ausgeschlossen. Die USA müssten von der "absurden Idee" abgebracht werden, dass Pjöngjang den internationalen Sanktionen nachgeben und seine Atomwaffen aufgeben werde, hieß es in einem KCNA-Kommentar. Pjöngjang sei "in der finalen Phase, um die atomare Abschreckung fertigzustellen".
Putins Hilfe erwünscht
Im Streit mit der kommunistischen Führung in Pjöngjang erhofft Trump sich Unterstützung durch den russischen Präsidenten. Ein Treffen von ihm und Putin werde "erwartet", sagte Trump. Er wolle "Putins Hilfe" im Konflikt mit Nordkorea. Das Treffen könnte am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) im vietnamesischen Danang stattfinden.
Die Spannungen zwischen Washington und Pjöngjang hatten sich in den vergangenen Monaten massiv verschärft. Nordkorea hatte Anfang September seinen sechsten und bisher gewaltigsten Atomwaffentest vorgenommen. Zudem hat Pjöngjang in den vergangenen Wochen mehrfach Mittelstreckenraketen getestet.
Über Nordkoreas Atomprogramm will die NATO bei einem am Mittwoch beginnenden Treffen auf Ministerebene sprechen, wie der stellvertretende NATO-Sprecher Piers Cazalet der "Welt am Sonntag" sagte. Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel warnte in der "Bild am Sonntag" vor einer "neuen weltweiten Aufrüstung".
Am Dienstagmorgen (Ortszeit) wird Trump ins südkoreanische Seoul weiterreisen.