Anfang Oktober getötet

Türkische Justiz: Khashoggi in Konsulat erwürgt

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Die türkische Justiz geht davon aus, dass Khashoggi erwürgt wurde.

Der saudi-arabische Journalist Jamal Khashoggi ist nach Erkenntnissen der türkischen Justiz kurz nach Betreten des Konsulats seines Landes in Istanbul erwürgt worden. Anschließend sei der 59-jährige Regierungskritiker zerstückelt, die Körperteile seien fortgeschafft worden, erklärte die Istanbuler Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Demnach erfolgte die Tötung gemäß einem "vorgefassten Plan".
 
Die Gespräche mit dem saudi-arabischen Generalstaatsanwalt Saud bin Abdullah Al-Mojeb zu dem Fall hätten in den vergangenen Tagen "trotz unserer guten Absichten, die Wahrheit zu enthüllen, keine konkreten Ergebnisse ergeben", hieß es in der Erklärung der Staatsanwaltschaft. Demnach wurde der Istanbuler Staatsanwalt nach Saudi-Arabien eingeladen.
 
Khashoggi war am 2. Oktober ins Istanbuler Konsulat seines Landes gegangen, um ein Dokument für seine Heirat abzuholen, aber nicht wieder herausgekommen. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einem "politischen Mord", der Tage im Voraus von einem aus Saudi-Arabien angereisten Kommando geplant worden sei. Unter internationalem Druck gestand Riad nach wochenlangen Dementis die Tötung des Journalisten ein.
 

Erdogan und UNO fordern Aufklärung

Der türkische Präsident und die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, haben den saudischen Generalstaatsanwalt zur vollständigen Aufklärung des Falles aufgefordert. Noch immer sei die Frage nicht geklärt, wer das 15-köpfige Killer-Kommando aus Saudi-Arabien geschickt habe, sagte Erdogan am Dienstag vor Journalisten.
 
"Als saudischer Generalstaatsanwalt müssen Sie das hinterfragen und aufklären", so der türkische Staatschef. Außerdem müsse Riad herausfinden, wer von den 18 in Saudi-Arabien festgenommenen Verdächtigen der Mörder sei. Es bringe auch nichts, bestimmte Personen zu schützen.
 

Ort der Leiche unbekannt

Bachelet forderte die Beteiligung von internationalen Experten an der Untersuchung. Zudem rief sie die saudischen Behörden auf, den Ort preiszugeben, an dem sich die sterblichen Überreste des saudi-arabischen Journalisten befinden, "ohne weitere Ausflüchte und Verzögerungen", wie sie in Genf mitteilte. "Damit eine Untersuchung frei von jedwedem Eindruck politischer Überlegungen stattfinden kann, wäre die Beteiligung von internationalen Experten mit vollem Zugang zu Beweismitteln und Zeugen höchst wünschenswert", teilte sie mit.
 
Die Verlobte des getöteten Journalisten hatte US-Präsident Donald Trump am Montagabend davor gewarnt, die Vertuschung der Tat hinzunehmen. "Präsident Trump sollte helfen, die Wahrheit zu enthüllen und sicherzustellen, dass Gerechtigkeit geschieht. Er sollte nicht zulassen, dass der Mord an meinem Verlobten vertuscht wird", sagte Hatice Cengiz bei einer Gedenkfeier in London. Sie sei "extrem enttäuscht von der Haltung der Führung vieler Länder, insbesondere der USA".
 

Schrittweise Eingeständnisse

Der saudi-arabische Regierungskritiker und Journalist Khashoggi war Anfang Oktober im Konsulat getötet worden. Saudi-Arabien hatte dies erst nach internationalem Druck eingeräumt. 18 Verdächtige wurden in Saudi-Arabien festgenommen, darunter das sogenannte Killer-Kommando, das nach türkischen Angaben aus Saudi-Arabien angereist war, um Khashoggi zu töten. Die Türkei fordert die Auslieferung der 18 verdächtigen Saudis. Riad lehnt das ab.
 
Seit Montag hält sich der saudische Generalstaatsanwalt Saud al-Mujib in Istanbul auf und hat sich zweimal mit dem türkischen Staatsanwalt Irfan Fidan getroffen, der die Ermittlungen zum Tod Khashoggis leitet. Nach Angaben türkischer Medien besuchte Al-Mujib zudem das saudische Konsulat und die Residenz des Konsuls.
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