Ukraine-Krise

Druck auf Schüssel: Ex-Kanzler soll 100.000-€-Job aufgeben

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Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel ist wegen seines Aufsichtsratsmandat bei einem russischen Öl-Riesen schwer in der Kritik. Jetzt fordert auch die Konrad-Adenauer-Stiftung Konsequenzen.

Gut, im Gegensatz zu Schröders Engagement bei Rosneft ist der Schüssel-Auftraggeber Lukoil kein staatlicher Konzern. Trotzdem: Dass Wolfgang Schüssel (76) bei einem Konzern angeheuert hat, der durch seine Oligarchen-Eigentümer eine Nähe zu Russlands Wladimir Putin hat, sorgt für Riesenwirbel.

Bis zu 100.000 Euro Jahresgehalt

Die SPÖ hatte aus dem Lukoil-Geschäftsbericht herausgerechnet, dass der Ex-ÖVP-Politiker, der ohnehin eine satte Politikerpension erhält rund 100.000 Euro pro Jahr verdienen soll – und forderte umgehend Schüssels Rückzug aus dem Posten.

Platter lobte Rücktritt von Russen-Job

Doch auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter – er saß immerhin mit Schüssel in einer Regierung – ist die Sache nicht offensichtlich geheuer. Er wollte sich zu Schüssel konkret nicht äußern – lobt aber auf der anderen Seite, dass der Honorarkonsul für Russland in Tirol, der Vorstandsvorsitzende der Tiroler Sparkasse Hans Unterdorfer, aus Solidarität mit der Ukraine nach acht Jahren sein Amt zurückgelegt hat.

Busek greift frontal an

Ex.ÖVP-Chef Erhard Busek verurteilte hingegen das Verhalten seines Nachfolgers scharf. Busek, der 1995 von ihm als Parteichef abgelöst worden war, fordert Schüsselin einem oe24.TV-Interview am Dienstag auf, sich endlich aus dem Lukoil-Konzern zurückzuziehen: "Ich kann ihn nur bitten, konsequenter zu werden, wenn er sein Bild nicht völlig beschädigen will", meinte er, und stellte fest: "Das war er jetzt aufführt, ist seiner nicht würdig." Nicht nachvollziehbar ist für Busek Schüssels "Argumentation", das sei "eine Privatfirma". In einem Krieg sei "eine Firma, die mit Energie handelt, nie eine Privatfirma. Und Wolfgang Schüssel ist sehr intelligent. Dass er uns für so blöd hält, das zu glauben, ist eine bittere Sache".

UPDATE: Schüssels deutscher Partner ist sauer

Auch bei der renommierten konservativen Konrad-Adenauer-Stiftung ist man sichtlich wenig erfreut. Der Altkanzler wurde in seiner Funktion als Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung zu einer Umkehr aufgefordert, berichtet die "Furche". Konkret hieß es seitens der Stiftung, deren Vorsitzender, der ehemalige deutsche Bundestagspräsident Norberg Lammert (CDU) habe Schüssel in dessen Funktion als Vorsitzender "unseres Kuratoriums" deutlich gemacht, dass man fest an der Seite der Menschen in der Ukraine stehe und in der Aggression Russlands nicht nur einen Angriff auf die Ukraine, sondern auch einen Angriff auf unsere europäische und internationale Ordnung sehe. Schüssel sei dabei aufgefordert worden, "seine bisherige Position mit Blick auf die Fortführung seines Mandats im Verwaltungsrat der Firma Lukoil zu überdenken".

 

Schüssel hatte vergangene Woche einen Rückzug von Lukoil mit dem Hinweis abgelehnt, dass es sich um kein staatliches Unternehmen handle. Am Mittwoch konnte Schüssels Sprecherin Heidi Glück nichts zu der Causa sagen. Schüssels aktueller Status bei Lukoil konnte ebenfalls nicht festgestellt werden: Die Seite war gestern down.
  

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