Wladimir Putin kämpft um sein politisches Überleben und könnte den Krieg nun vollständig eskalieren lassen.
Die Ukraine konnte zuletzt eine erfolgreiche Gegenoffensive starten und kontrolliert inzwischen rund 4.000 Quadratkilometer zurückerobertes Land. Der Russland-Experte Gerhard Mangott sprach am Dienstagabend in der ORF-ZiB 2 von einem eklatanten Versagen der gesamten russischen Militärführung Russlands. Sie habe große strategische Fehler gemacht. Zudem hätten Versuche, nach großen personellen Verlusten Freiwillige oder gar Gefängnisinsassen für die Armee zu rekrutieren, die russischen Streitkräfte nicht gestärkt.
Mangel an Verpflegung oder gar Wasser untergrabe zudem die Moral einer Truppe, die nicht wisse, warum sie in der Ukraine "gegen ein Brudervolk" kämpfen müsse. Eine Generalmobilmachung in Russland könne die Stimmung in Russland aber zum Kippen bringen, so Mangott, wenn plötzlich "die Söhne und Enkel" an die Front beordert würden.
Nukleare Eskalation
Sollte Russland weiter in die Defensive geraten und selbst die Krim in Gefahr geraten, könnte Putin die Kampfführung eskalieren lassen. „Denn die Krim zu verlieren, würde auch die Position Putins ins Wanken bringen. Dann wäre eine Palastrevolte durchaus möglich“, so Mangott. „Und da ist es leider nicht auszuschließen, dass Putin in einem solchen Szenario eben auch zu einer nuklearen Eskalation greifen wird“, so der Experte weiter. Moskau würde in einem solchen Fall zunächst den Einsatz androhen und eine Testexplosion durchführen. „Und wenn die Ukraine dann nicht innehält mit ihrer Offensive auch gegen die Krim, dann ist der Einsatz von taktischen Nuklearwaffen möglich. Es ist das leider nicht auszuschließen, weil Putin auch um sein politisches Überleben kämpft.“
Gleichzeitig betont der Experte aber auch, dass „dieser Brich des nuklearen Tabus seit 1945“ Russland nicht nur gegenüber dem Westen isolieren, sondern gegenüber dem Großteil der Welt und selbst China würde einen solchen Nukleareinsatz sicherlich verurteilen.